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2.

Der König weiß Eflair ganz zu würdigen, und verfehlt gewiß in keiner seiner Darstellungen den Moment, wo es eigentlich an der Zeit ist, Beyfall zu spenden. Mehr als einmal hörte man ihn sagen: Das mittelmäßigste Stück, worin Eflair die Hauptrolle spielt, muß zum guten Stücke werden. ”

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Zu den Schauspielen, welche der König vom Repertorium verbannte, gehören auch Schillers Räu= ber. Eflair hegte den lebhaften Wunsch darin als Karl Moor aufzutreten, weil diese Rolle, wie er bestimmt glaube, zu seinen glänzendsten Leistun= gen gehöre. Der König verweigerte feine Beystimmung, indem er zugleich äußerte: „Ich will durch eine Tragödie nicht erschüttert und zerriffen, sondern gerührt und erhoben seyn.” Aus dieser Ursache sieht er Eßlair nicht als Lear, in welcher ungeheuern Darstellung jener weit über Schröder hinausragt, der, wie man weiß, den Lear als eine seiner Prunkrollen betrachtete. Dagegen gehört die Ra= cine-Schillerische Phädra, worin Eflair, als Theseus, die ganze Kraft und Herrlichkeit seiner

plastischen und rhetorischen Uebermacht entwickelt, zu den Lieblingstrauerspielen des Königs.

Nach Eflairs Meinung, ist, unter allen ihm bekannten Gedichten, Schillers Taucher dasjee nige, wo der Deklamator am glänzendsten den gan= zen Reichthum seines Talents offenbar machen kann. Daß dem also sey, bewies er mehr als einmal durch den Vortrag der genannten Ballade.

Eflairs Organ vereint Völltönigkeit, Kraft, Biegsamkeit und Wohlklang. Nur Eines Mannes kann ich mich erinnern, der als Deklamator sich mit Eflair in die Schranken hätte wagen dürfen. Ich meine den weiland vielgenannten und vielangefochtenen Doktor Bahrdt. Dieser machte zu Halle seine große Naturgabe für die Deklamation in öffentlichen Vorlesungen über die Rhetorik geltend, indem er, mit hinreißendem Zauber, erlesene Stellen aus Klopstocks Mesfiade vortrug.

Einst erzählte Bahrdt, in zahlreicher Gesellschaft, einen charakteristischen Zug seines Jünglings= lebens, der nirgends aufbewahrt wurde, mir aber der Aufbewahrung würdig scheint. Nicht auf einem Dorfe, sondern in der Vaterstadt Leipzig selbst

wollte der junge Magister als Prediger zum ersten= mal auftreten. Er verschmähte die Vorsichtsmaßregel, das Konzept der Predigt in die Bibel zu legen. Ein schweres Gewitter stand am Himmel und brach aus, als der Vortrag ungefähr zur Hälfte vollendet war. Beym Krachen eines furchtbaren Donnerschlags, verließ den Redner zwar die Gegenwart des Gedächt= niffes, keineswegs aber die Gegenwart des Geistes. Mit Besonnenheit schlug er die Bibel zu, indem er, mit kraftvoller Betonung, die Worte sprach: „Wenn Gott redet, muß der Mensch schweigen." Und so verließ er die Kanzel, von der ganzen Versammlung als ein gewaltiger Pfeiler der Kirche gepriesen und angestaunt. Schwerlich hat es jemals auf allen Red= nerbühnen der Welt, von Demosthenes und Ci= cero bis auf Zollikofer und Herder einen erhabneren Schlußfall gegeben. Der leichtsinnige Bahrdt hatte sehr Unrecht, sein Geheimniß unter die Leute zu bringen, und so die Täuschung der Bewunderer unwiederbringlich zu zerstören.

3.

Im alten Kanzleygebäude befindet sich ein Schak von Majolikageschirr, den der Herzog Karl einst

in Italien zusammenbrachte, neben altmodischem Tischgeräth magazinmäßig aufgeschichtet. Er besteht aus achthundert Nummern und wiegt, wie der Graf von Erbach sich darüber herausließ, des Königs kostbarstes Tafelservice auf. Das Ganze verdient ein eigenes angemessenes Lokal und müßte, nach den vier Kunststylen, die es zusammenseßen, geordnet werden. In Florenz bewahrt man die Majolikagefäffe in der Schatzkammer auf. In Darmstadt, wo der Großherzog auch einiges Majolikageschirr besikt, bezahlte man, um die Sammlung zu vermehren, vier dere gleichen Teller, von mittlerer Größe, mit dreyhundert Gulden.

4.

Dem Könige wurden von einem italienischen Kunsthändler mehrere geschnittene Steine, Kameen und Intaglios, für enorme Preise zum Kauf angetragen. Es waren moderne Sachen, und, außer einem Chalcedon mit Amor und Psyche von Pichler, alles Mittelgut. Zwey Intaglios, die er für Karneole ausgab, erkannte man für Glaspasten, und an einer Onyxkamee, mit einem fleischfarbigen Aehrenkranze,

war lekterer offenbar aufgekittet. Für acht Stücke solcher Herrlichkeiten begehrte der edle Römer nicht weniger als fünfhundert Louisd'or. Man bot eine dem Kunstwerthe der Gegenstände ungefähr angemessene Summe. Darob ergrimmte der vornehmthuende Trödler und sagte: Wer solch ein Gebot wagen kann, der ist kein Kenner und wird nie einer werden. In München und Berlin wird man diese Kostbarkeiten beffer zu tariren wissen." Es ist unglaublich, mit welcher Stirn dergleichen abgefeimte und verschmigte Kunstmäkler immer noch unter uns auftreten, und was sie den sogenannten Barbaren des Nordpols alles bieten zu können glauben !

Unter den neuesten aus Italien angelangten Kunstwerken befinden sich die schön gearbeiteten Marmormodelle der Tempelreste des Jupiter stator und des Jupiter tonans.

Danneckers Amor bekommt nun, der vortheilHafteren Beleuchtung wegen, statt des ihm früher be ftimmten Tempelchens in Monrepos, einen Standort im Stuttgarter-Schloffe, wo das Licht son oben einfällt.

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