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Getrennter Freundschaft sind die Alpen Hügel,
Zu fern ist ihr kein Land, zu wild kein Meer,
Sie hat, wie Amor, zum Verfolgen Flügel,
Doch nicht zum Flattern so wie er.

Gotter.

1.

Bey meinem Erwachen in Lindau war der An= blick der Schneeflocken, von welchen die trübe Luft wimmelte, mir höchst unerfreulich, nach dem vortägigen Grünen und Blühen der Obsthaine, Gartenhecken und Wiesen. Solche dämonische Apriltücke sind recht geeignet, allen guten Wandermuth niederzuschlagen. Jedoch richtet ihn der erste freundliche Son= nenstral wieder auf. Und dann gilt es ja ein Fest des Wiedersehens, wie ich deren nur noch wenige feyerte! Wer könnte sich da durch eine grämliche Wetterlaune wol länger als ein Par Minuten lang verstimmen lassen! Während vier Stunden fiel in die

sen Bezirken gewiß mehr Schnee, als in und um Stuttgart den ganzen vergangenen Winter zu= fammengenommen.

2.

Unter dem wildesten Schneegestöber verließ ich Lindau. Ein rauher Decembertag war, wie durch den tollkühnsten Sprung, einem heitern Frühlingstage gefolgt. Die ganze prachtvolle Seelandschaft war verhüllt. An dem kleinen runden Tempel, wo man der ausgedehntesten und entzückendsten Aussicht am Bodensee genießt, freute ich mich, in bessern Ta= gen, an der Seite meiner verklärten Luise, des von der Abendsonne herrlich beleuchteten Waldgebirges und der unabsehbaren Wasserfläche. Heute brütete Fin= fterniß auf der Tiefe. Ein treffendes Bild meines Damals und meines Jekt!

Im Gasthofe zu Bregenz entsprang mir aufs neue aus lichter Vergangenheit finstere Gegenwart. Ich erinnerte mich, welche Freude Luise an der im Hause herrschenden Reinlichkeit hatte, und wie sie auf eine Weise mit der alten braven Wirthin sich unterbielt, daß diese ganz von ihr eingenommen wurde,

und nun in laute Klagen ausbrach, als ihr die Urfache meines Alleinkommens kund wurde. So muß mir das Bild des heimgegangenen Engels überall entgegentreten, diesseits und jenseits der Alpen!

3.

Auch die romantischen Umgebungen von Hohen= ems und Feldkirch gingen, der fortwährenden Schneeschauer wegen, für mich verloren. Bey der Annäherung an den Rhein hellte sich der Himmel und es folgte dem düstern Tage ein ziemlich heiterer Abend. Im Dorfe Balzers, dem Fürsten Lich= tenstein gehörig, bekommt man die legten Postpferde bis Mayenfeld.

Das Aeußere des Wirthshauses, wo zum Uebernachten eingesprochen wurde, verhieß eine gewöhn= liche Graubündner oder Walliser-Dorfher= berge, unter deren Obdach der Fremdling auf Ent= behrungen und Prüfungen aller Art gefaßt seyn muß. Um so vollständiger war daher meine Ueberraschung, als ich, nach dem Ersteigen der schmalen, steilen, finstern und schmußigen Treppe, durch die mit Säumern und Fuhrleuten überfüllte und von mephi

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tischen Dünsten qualmende Gaststube, in ein zierlich meublirtes Zimmer geführt wurde, wo eine Spieluhr mit Marmorsäulen und Bronzeguirlanden, mich mit dem wohlbekannten, gleich dem Jungfern= franz allverbreiteten:,,Freut euch des Lebens!" empfing. Kommoden und Schreibtisch waren von Mahagony, Sopha und Stühle diesem Luxus an= gemessen. An den Wänden hingen Kupferstiche, welche Scenen aus St. Pierres rührendem Romane Paul und Virginie darstellten. Barometer und Thermometer fehlten auch nicht. So ward ich ein= mat, auf einem Landgute im Dessauischen, durch einen Viehstall in einen der schönsten Gärten geführt. Als ich der Wirthin mein Erstaunen über diese, in ihrem Vaterlande ganz unerhörte Eleganz zu erkennen gab, löste das Räthsel sich plöhlich. Ein reicher Graf hat in der Gegend ein Jagdrevier und wußte sich dies ländliche Sorgenfrey, wo er oft mehrere Wochen zubringt, nach Behaglichkeit und Geschmack einzurichten. Ob die Frau Wirthin aber vom Herrn Grafen die Erlaubniß habe, Fremde hineinzulegen, davon schweigt die Geschichte. Indessen wurde das.

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