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pach, fand ich zu meinem Bedauern nicht in der Heimath. Er hatte, nach dem Tode feines Bruders, der mit ihm, von Kindheit an, ein Herz und eine Seele war, sich auf Reisen begeben und auch mir einen Besuch in Stuttgart zugedacht. Sein Bru der, dahingerafft in der schönsten Blüthe des Lebens, hat ein Trauerspiel: Waldmann, hinterlassen, deffen Erscheinung wir wahrscheinlich bald zu erwar= ten haben.

30.

Auf der Stätte des, in den Flammen von Franke reichs Revolution mit aufgegangenen MurtenerBeinhauses, hat die Regierung von Freyburg einen Obelisken errichtet, der, durch Form und Größe, sich vor ähnlichen Monumenten vortheilhaft auszeichnet. Ein würdiges Ehrenmal des unsterblichen Freyheitskampfes, welcher, vor allen Schlach ten der neuern Völkergeschichte, altrömisch zu heißen verdient! Auch hat Johann Müller es vortreff= lich verstanden, diesen und andere Triumphe seines Vaterlandes altrömisch zu schildern.

Auf der einsam trauernden Tempelsäule in den

Trümmern von Aventicum, hat, seit meiner leß= ten Durchreise, sich ein Storch angesiedelt, der mir eine Stelle aus Göthes Wanderer in das Gedächtniß zurückrief :

Hoch baut die Schwalb' an das Gesims,
Unfühlend, welchen Zierrath

Sie verklebt.

Vor Payerne ist eine Promenade entstanden, wo Pappeln mit Platanen wechseln, auf beyden Seiten mit Hecken eingefaßt. Wer das Waadtland in früheren Zeiten kannte, der muß angenehm überrascht werden durch den Verbesserungs- und Verschönerungs- . eifer, welchen dieser Kanton, seit seinem Selbstständigwerden zu entwickeln fortfährt.

31.

Im Städtchen Moudon wogte fröhliches Getümmel. Es war eben Revüe gewesen und in allen Straßen drängten Offiziere und Soldaten sich dem Schüßenplak entgegen, an deffen hohem Rüstern= gange die Broye vorbeyfließt. Hier griff nun Alles zu einem der muntersten Volksfeste rasch ineinander. Unter dem Schirm einer alten Linde begann der schwä= bische Wirbeltanz. Jeder Soldat schwang sein Lieb

chen. Es versteht sich von selbst, daß die Mädchen, welche meistens recht hübsch waren, sich nach bee stem Vermögen herausgepußt hatten. Zwey Fidler, von aufrecht stehenden Tonnen auf die Versammlung herabschauend, versahen den ganzen Orchesterdienst. Gegen solche Naturtänze müssen, wenn es auf durchaus reines und unvermischtes Vergnügen des Augenblicks ankommt, alle Hof- und Stadtbälle zurückstehen. Wie selten wird man dort mit Wahrheit sagen können, was diese Söhne der Freyheit Göthes Faust jubelnd nachsprechen dürfen :

Hier bin ich Mensch, hier darf ich's seyn !

Von allen Seiten erschollen Volkslieder; auch der Jungfernkranz in französischer Mundart von einem blinden Minstrel vorgetragen, fand ein zahlreiches Publikum. Eine Reihe von Zelten vollendete den militärischen Charakter der Scene. Unter diesen sammelten sich zahlreiche Trinkvereine, in denen bald Gefänge laut wurden, die nicht weniger kräftig und resolut flangen, als Bürgers:

Ich will einst bey Ja! und Nein!
Vor dem Zapfen sterben.

Ewig Schade, daß kein Ostade oder Teniers sich zur Stelle befand, um wenigstens einige dieser niederländischen Gemälde vor dem Untergange zu bewahren.

32.

Nyon bot mehrere neue Gebäude und andere Verschönerungen, besonders am öffentlichen Spazierz plake, dar. Aber auf der alten Burg, wo, in Bonstettens Familienkreise, nur allzu rasch mir zwey Jahre vorüberflogen, die ganz Harmonie waren, herrschte melancholische Stille. Alles verkündigte Ver= laffenheit und Verfall. In dem grünen Kabinette, meiner vormaligen Wohnung, das ich vor vier Jahren als Malerwerkstatt wiedersahe, webten die Spinnen in ungestörtem Frieden.

Hinter dem Gasthofe zum weißen Kreuk nimmt jezt ein baum- und blumenreicher Garten, an welchen die Wellen anschlagen, den Reisenden in seine Schatten auf.

Der Abend war wunderschön und der See nur in leiser Wallung. Ich nahm Befih von einer Laube mit der Aussicht gegen den Montblanc. Dieser

König der Berge, mit der ewigen Eiskrone, zeigte sich in voller Klarheit. Tausend Bilder aus dem Frühlingsleben an diesen Ufern wurden in meiner Seele lebendig. Längst verklungene Melodien wehten aus dem Haine von Promentou zu mir herüber. Da weckte plöhlich aus meinen Träumen mich das Jauchzen vieler Stimmen: Der Winkelried! Der Winkelried!

Es war das Dampfboot diefes Namens, welches, von Lausanne nach Genf zurückkehrend, gehor= fam einer übermächtigen Naturkraft, auf ruhiger Wasserfläche, wie vom Sturme beflügelt, vorübereilte, und besonders mir, dem ein solches Wunderschiff noch niemals zu Gesichte kam, einen wahrhaft majestätischen Anblick gewährte. Unbegreiflich schnell trat der Moment ein, wo das königliche Gebäude, an Größe der ansehnlichsten Fregatte gleich, sich zu verkleinern anfing und dem Auge kurz darauf gänz= lich entschwand.

Der Montblanc war diesen Abend besonders prachtvoll durch das magische Schauspiel des allmähligen Ueberganges von der Flammenröthe zur Leichenbläffe.

Schriften VII.

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