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einte sich zu reinem Einklange. Das Wetter war köstlich; wie aus den Gärten der Armida, würde der alte Ariosto gesagt haben. Von Minute zu Minute, wechselte die Landschaft, rechts im ernsten Savoyen und links in der freundlichen Waadt. Das Schweben des magischen Fahrzeugs war so sanft und leise, wie ich mir das Schweben des Aërostaten denke. Der Menschenarm ruhte. Keine schweißbedeckte Stirn des erschöpften Ruderers mahnte den Schiffenden an Bürgers armen Sklaven,

Der im Tyrrhenermeere

Die Last der Ruder hebt:

denn unten walteten die geheimnißvollen Mächte un= sichtbarer Feuergeister.

Was mir aber den Genuß der schönen Gegenwart bis zur Seligkeit erhöhte, war die Nähe des Freundes, der nie müde ward mein Leben zu verschönern, seit wir an der Quelle des Wolfsbrunnens bey Heidelberg uns fanden und einander ewige Brudertreue gelobten. Bis dahin war meine Zukunft bewölkt und unsicher, und mein Weg winter= lich und rauh durch ihn wurde mir die Zukunft

morgenhell und hoffnungsreich, und jeder Weg blumenvoll und eben.

„Dort waren wir doch am glücklichsten!” sagte Bonstetten, als wir uns Nyon gegenüber be= fanden. „Zugegeben!” war meine Antwort,„, aber dennoch war ich dort, selbst in unserm Dichterwalde, nicht glücklicher, als ich mich heute fühle.”

Wir stiegen vom Verdeck in den, mit geschmackvoller Eleganz möblirten Gesellschaftssaal hinab. Plafond und Wände sind mit Mahagony getäfelt und letteren mehrere Spiegel eingepast. Auf den Marmortischen lagen die neuesten Pariser- und Lon= doner-Zeitblätter verstreut. Hier liefert und be= reitet ein Restaurateur an Getränken und Speisen auf das Beste, was jeder Tageszeit angemessen ist. Aber auch der Geist sollte nicht darben. Zieh kleine Bibliotheken in Glasschränken, eine englische und eine französische, enthalten erlesene Sammlun gen von poetischen und prosaischen Klassikern, Romanen, Biographien und Reisebeschreibungen. Den Phalanx der Romane bildet Walter Scott, und den der Gedichte Lord Byron. Um, wo möglich, keine Art von Geistesbedarf aus der Acht zu lassen,

durften auch Andachtsbücher nicht vergessen werden. Ein rother Don Juan stand neben einer schwarzen Bibel, welches wunderlich genug aussahe. Das Heiligste neben dem Profansten! Oromazes neben Aripman! Wahrscheinlich der Muthwille eines lucianischen Reisenden.

35.

Im Falken zu Lausanne fanden wir ein Billet von Frau von K***, das uns zum Mittagessen einlud. Wir nahmen das gern und willig an, weil wir die geistreiche und edelgesinnte Frau schon seit Jahren hochschäßten. Wir verdankten ihr einige recht angenehme Stunden. Die Chronik der näheren und entfernteren Vergangenheit, gab der Unterhaltung ein so lebendiges und vielseitiges Intereffe, daß wir ungern schieden. Frau von K**** hat sich, wegen fortwährender Kränklichkeit, ganz aus dem Weltleben zurückgezogen und findet ihren reinsten Genuß in der Lektüre, der Musik und im Anblick der herrlichen Seelandschaft, welche sie aus ihrer hochgelegenen Wohnung überschaut.

36.

Herr von Bonstetten, der Sohn, war bey uns serer Ankunft schon zu Orbe, um seinen Vater und dessen Freund in seinem Wagen nach Valeyres zu führen. Zum lehtenmal sahe ich ihn zu Genf im Jahre 1808, bey meiner Wiederkehr von Gre= noble nach Vevey, als vielversprechenden Jüng= ling. Jest fand ich einen wissenschaftlich-gebildeten, gesellschaftlich angenehmen und weltklugen Mann wieder. Er gehört zu den wenigen Auserwählten, denen, in der bedenklichsten aller Lotterien, das große Loos fiel. Die Gattin seiner Wahl brachte ihm einen dreyfachen Brautschak: Tugend, Schönheit und Reichthum. Lehteren vermehrten in der Folge zwey hoffnungsvolle Kinder, Knabe und Mädchen. Diesen Lieblingen gibt der, in allen Beziehungen glückliche Vater selbst Unterricht in Sprachen und Wissenschaften, welche Beschäftigung ihm so viel Ver= gnügen gewährt, daß er dieselbe jeder andern Unterhaltung vorzieht.

Das alte Valeyres, wo Johann Müller feine Schweizergeschichte zu schreiben anfing, und Bonstetten und ich die Frühlingstage unseres

Freundschaftsbundes, der Natur und den Musen weihten, war verschwunden. Alles hatte sich umgestaltet. Die Raupe war zum Schmetterlinge ge worden. Der Landsik von Valeyres gehört nun unstreitig zu den reißendsten Villen der Schweiz. Neue Gebäude im reinsten Styl, eine Gallerie mit antiker Säulenstellung gegenüber der MontblancKette, ein Springwaffer, deffen gewaltige Fülle an die Fontänen vor St. Peter in Rom erinnert, Bäume, Sträuche und Blumen, zum Theil von der edelsten Art, zu einem der anmuthigsten englischen Gärten verständig benußt: dies Alles bildet ein Ganzes, das mit seltenem Anordnungs- und Verschönerungsgeiste gedacht und ausgeführt wurde.

Wir machten Ausflüge in die Umgegend, unter andern nach der Grotte von Montcherand, einer der merkwürdigsten Felsenpartien der Schweiz. Die Wölbung mißt vierzig Schritte Tiefe. Man hat eine kleine Pflanzung am Rande des Abgrunds angelegt, in deffen finsterem Schooße die Orbe, in wildem Aufruhr, dumpfbrausend sich durcharbeitet ; eine Via mala nach verjüngtem Maßstabe.

Der Tag der Trennung war gekommen. Bon=

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