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burg, als über Frankfurt machen würden. Wir hielten den Fingerzeig des kundigsten aller Weg= weiser in Ehren, und guter Erfolg krönte das gute Beginnen.

Schon der Marktflecken Georgenthal war durch das Anheimelnde seiner freundlichen Lage von günstis ger Vorbedeutung.

Hier verlebte Georg Benda, in ländlicher Zu rückgezogenheit und Stille, die Wintertage seines thåtigen Künstlerlebens. Gewiß gibt es noch Viele, die sich der Melodramen Medea und Ariadne auf Naxos oder der Opern Walder und Romeo und Julie, als lieblicher Jugendklänge, mit Vergnügen erinnern. Die Arie: Meinen Romeo zu sehn, war im Prunkzimmer und im Bürgerstübchen lange das Morgen und Abendlied aller liebenden Julien. Aber auch Benda gehörte, gleich seinem Zeitgenossen Hiller, Neefe, Wolf und Schweizer, zu den zahlreichen Komponisten, die in der Mode waren und folglich aus der Mode kommen mußten. Nur ein Genie, das auf gleicher Kunsthöhe mit Händel, Gluck, Haydn und Mozart steht, bleibt über

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jeden Wechsel der launenhaften Göttin in ungetrübter Klarheit erhaben.

Unter den, vielen Anekdoten, die man von Bendas allbekannter Zerstreutheit in Umlauf brachte, vers dient folgende, ihrer drolligen Originalität wegen, unstreitig die Oberstelle:

Die Herzogin bescheidet den Kapellmeister nach Hofe, um ein neues Klavier zu probiren. Benda phantafirt eine Weile. Nun springt er plöglich vom Stuhl auf, läuft in den entferntesten Winkel des Zimmers und nimmt die Stellung eines Horchenden an. Die Herzogin fragt: Was er da mache? Benda erwiederte: Er habe nur den Ton des Instruments auch aus einer gewissen Entfernung prüfen wollen.

ware Regnard rüÿn genug gewesent, das Zustspiel vom Zerstreuten mit ähnlichen Zügen auszustatten, so hätte man selbst einem Kritiker auf der Schulbank das Recht einräumen müssen, den Helden des Stücks ohne Scheu für ein ächtes Kind der Phantasie zu erklären.

16.

Das rasche Fortrollen auf der gediegenen Straße vor Meinungen, nach dem trägen Fortschleifen

durch die tiefe Sandstrecke hinter Schmalkalden, war neues Leben.

Die Abendsonne goß die wärmsten Tinten über das frischgrünende Thal, welches von der Werra in mäandrischen Windungen durchströmt wird.

Dem genialen Britten, welcher das ernste Mün= Berthal Natur-Epopee nannte, hätte zuverlässig das anmuthige Werrathal Natur-Idylle geheißen.

Meinungens umgebungen zeugen von dem regen und energischen Kulturgeiste, der, nach Mon= tesquieu, unter jeder milden und weisen Landesregierung zum absoluten Gefeße der Nothwendig= feit wird.

Das Gasthaus zum Sächsischen Hofe, wo wir übernachteten, liegt vor dem Thor im Freyen, und gränzt an den herrschaftlichen Park. Der Mühlenbach unter meinen Fenstern rauschte Frieden und Schlummer wie vor Jahren der Mühlenbach unter meinen Fenstern zu Nyon. Nur erschien kein BonStetten.

Den Anlagen hinter dem Schloffe geben die hochstämmigen Bäume, der vorbeyströmende Fluß und die von seinen Gegenufern emporsteigenden Berge einen

Charakter von Lebendigkeit und Würde, der uns ans zieht und festhält. Spätfröste hatten auch hier die Nachtigallen zum Verstummen gebracht und alle Blüthen getödtet. Da drängte sich, vielleicht aus Grays Kirchhofs - Elegie, der Gedanke mirin die Seele Wie mehr Blüthen abfallen, als Frucht an seken, so gehn auch mehr Genies unter als auf= kommen.

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Der Park, worin manche Partien den Kunstund Naturfinn freundlich ansprechen, hat gerade den bescheidenen Umfang, welcher Ueberschau und Pflege am sichersten begünstigt. Ein erheblicher Vorzug von vielen Landschaftsgärten von abenteuerlicher Weitläu figkeit, die den Grundherren am Ende, wie unge= rathene Kinder, über die Köpfe wachsen. Indeß an der einen Gränze das Gehörige besorgt wird, nimmt an der andern das Ungehörige schon wieder überhand.

Moderne Denkschriften, die durch Kraft und Kürze den antiken Mustern von Hellas und Rom glücklich nacheifern, bereiten mir jedes Mal die Be friedigung einer alten Liebhaberey. Eine solche, nur aus vier Worten bestehend, gleich dem schönen Mens una cinis unus zu Vienne, lesen wir hier an

einem Monumente, welches der verstorbene Herzog, auf einem Eilande des Wasserstücks, - den Manen

feines Vaters weihte.

Sie lautet so :

Optimo Principi

Optimo Patri.

Durch eine Gebüschöffnung des Parks erblickt mán den Gottesacker. Ein: Schlummr' in Frieden! riefen mir zur Grabstätte Ernst Wagners hin= über, dem ich so gern im Leben hätte begegnen mëgen: denn oft erhoben seine Bücher meinen Geist und erwärmten mein Herz. Unser Vaterland hat wenige Männer zu verlieren, welche, wie er that, für den Genuß der spätesten Nachwelt mit der Emsigkeit hinarbeiten, als wäre schon morgen der Tag der Ernte. Er war wie feine Schriften. Ruhm und Segen der Asche des ächten Deutschen!

17.

Umringt von lachenden, mit Schönheit und Lebensfülle reich überströmten Auen und Feldern, erheben sich die Ruinen des alten Stammschlosses Hen= neberg, noch in ihrer Zertrümmerung, wie mit Herrschergewalt. Sie gehören zu den großartigsten

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