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bens. Ein solcher Silberblick wurde mir durch des braven Walthers Wesen und Rede. Mit voller Herzenskraft erscholl Ifflands herrlicher Trinkspruch: Jung waren wir, jung sind wir, jung bleiben wir, zur ewigen Jugend erwachen wir! Gáudeamus igitur!

8.

Wie ein langentbehrter Freund wurde mein Lieblingsplak, unter der großen Platane vor dem Nym pheum, von mir begrüßt, den ich als achtzehnjähriger Jüngling zum erstenmal betrat. Aus innerstem Gemüth stieg mein Dank gen Himmel, für die, im schönsten Sinne des Wortes, göttliche Wohlthat, daß ich noch so warm und lebendig empfinden konnte, wie damals. Die Reise, welche mich einst, kurz vor dem Abgange nach der Universität, von Kloster Berge nach Dessau und Wörlik führte, trat mir eben so deutlich und klar vor die Augen, als wenn kaum die kleinen Begebenheiten des gestrigen Tages dazwischen lägen, da sich doch der ungeheure Schauplak einer ganzen Welt- und Völkergeschichte ahnungsvoll dazwischen ausdehnt!

Im Frühjahre 1778 überraschte mein unvergeßlicher Lehrer Perschke mich mit dem Vorschlage, ihn auf einer Lustfahrt nach Dessau zu begleiten, um dem Philanthropin Base do ws, worauf die Blicke von ganz Deutschland gerichtet waren, und auch dem vielbewunderten Landschaftsgarten von Wörlik den schon längst von ihm projektirten Besuch zu machen. Mein Jugendfreund Rosenfeld und ein wohlge: zogener und gutmüthiger Holsteiner, Namens Hede mann, den die Eltern der besondern Aufsicht Perschkes vertraut hatten, waren ebenfalls von der Partie.

Die Reisegesellschaft wohnte, kurz nach ihrer Ankunft in Dessau, der Gottesverehrung im Betsaale des Philanthropins bey, der mit Blumengewinden und Tangelreis festlich verziert war. Basedow hielt eine Rede voll Kraft und Salbung über die Pflichten des kindlich gesinnten Zöglings gegen den väterlich gesinnten Lehrer. Die Zöglinge, fast alle von freyem Ausblick und blühender Gesichtsfarbe, trugen gestußtes Haar und gleichförmige Kleidung. Kein Federhut unter: schied, wie zu Kloster Berge, den Edelmann vom Bürgerlichen, eben so wenig, als eine reichlicher befeßte Tafel. Der Fürst von Dessau und

feine Gemahlin, beyde durch die edelste Wohlgestalt vor allen Anwesenden ausgezeichnet, fehlten selten in diesen wahrhaft erbaulichen und herzerhebenden Sonntags= versammlungen. Nach der Gottesverehrung machten die Fremdlinge im Garten des Philanthropins, der in umgitterten Quadraten unter die Zöglinge vertheilt war, Basedows Bekanntschaft. Die Physiogno= mie des finstern Mannes gehörte zu den urkräftigen und kernhaften, welche man häufig auf Albrecht Dürers und Lukas Kranachs Gemälden an= trifft. Sein Sprechen war kurz und gediegen, wie der altrömische Steinschriftenstyl. Einen schönen Knaben von ungefähr acht Jahren stellte Base dow den Reisenden vor, indem er sagte: „Das ist unser Erbprinz. Er lernt jekt gehorchen, um einst befeh= len zu können."

Perschkes Enthusiasmus für Alles, was er im Dessauer Erziehungsinstitute sah und hörte, sprühte nicht in Funken, sondern loderte in Flammen auf. Der junge Hedemann hatte so großes Wohlgefallen am Thun und Treiben der Philanthropisten ge= funden, daß er, um der Natur auch wieder näher zu rücken, gleich diesen ihren zwanglosen Kindern, sich

mit Perschkes freudiger Zustimmung, unverzüg= lich das Haar stußen ließ.

Welch ein preiswürdiges Institut nach Geist und Organisation, und welch ein begünstigtes, in Ab= sicht auf Lokalverhältnisse, sahe Deutschland durch die Einseitigkeit und Streitsucht, durch den Dünkel und Schildbürgergeist einiger Individuen, ehe der Augen= blick des Kulminirens noch gekommen war, schon wieder untergehn! Aber nicht spurlos: denn es hat Jünglinge gebildet, die sich in militärischen, politischen, gelehrten, artistischen und kaufmännischen Berufskreisen, ehrenvoll auszeichneten und noch auszeichnen. Auch ein Sänger, dessen poetisches Verdienst befugte Richter, unter an= dern Gleim, Bürger und Eschenburg, einstimmig anerkannten, ging daraus hervor. Er heißt August Friedrich Müller, und schrieb die drey epischen Gedichte: Alfonso, Richard 25= wenherz und Adelbert der Wilde, die das Publikum günstig aufnahm, und die, bey dem gez bildetern Theil desselben, sich noch immer in freundlichem Andenken erhielten. Sein sittliches Verhalten war eben so musterhaft, wie sein wissenschaftliches Emporstreben. Daher wählte der Fürst von Dessau

ihn, vor allen übrigen Eleven, zum täglichen Gesellschafter des Erbprinzen.

Salzmann, der, als Liturg und Religionslehrer, des Guten sehr viel zur Erziehung und Entwickelung des moralischen Menschen im Philanthro= pin zu Stande gebracht hatte, zog sich daraus zurück, um den Grundstein zu der, in der Folge bes rühmt gewordenen Erziehungsanstalt in Schnepfen= thal bey Gotha zu legen.

Salzmann und Busse waren von den sechs Professoren, die, unter Wolkes Vorsik, das Direktorium bildeten, die beyden einzigen, welche fich durch fakultätgerechte Studien als ächte Professoren, nach dem alten Systemsbegriff, hätten legitimiren können. In voller Thätigkeit wirkt lehterer noch, an der Seite Werners, zu Freyberg im Erz gebirge, als Mathematiker und Naturkundiger, zum Fortblühen der dortigen Bergakademie. Unter dem Lehrerpersonal, das durch unaufhörliche Reibungen den Profefforen, als Oppositionspartey, am Ende zu einer Art von Strafgericht wurde, befanden sich her: vorstechende Mitglieder, von denen hier nur Göze, der Philolog und Aesthetiker, Sander, der Dich:

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