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walt erstreckte sich also gleich mit der Herrschaft des Normannischen Hauses über das gesammte Englische Staatsgebiet, die Gerichtsbarkeit blieb als ein unmittelbares Recht mit der Krone verbunden, alle öffentliche Abgaben wurden aus dem Lehnsverhältnisse abgeleitet, die Lehne mussten gesichert bleiben, wenn die Lehnsträger ihre Pflichten erfüllten, und es konnte sich daher um so leichter ein Verhältniss all gemeiner politischer Vertretung bilden, wenn der Lehnsherr die Rechte seiner Lehnsträger beeinträchtigte, und dadurch das allgemeine Interesse aller Engländer verletzte. Dies ist der Angelpunkt für die erste Bildung der Englischen Verfassung.

König Heinrich I. (1100+1135) der jüngere Sohn Wilhelm's des Eroberers, der auf seinen Bruder Wilhelm II. (1087+1100), einen sehr willkürlichen Herrscher gefolgt war, bedrängt durch das Verhältniss gegen seinen älteren Bruder, den Herzog Robert von der Normandie, der jeden Augenblick seine Rechte auf die Englische Krone durch das Recht der Gewalt durchführen konnte, sah sich deshalb veranlasst, die grösseren weltlichen und geistlichen Vasallen an sich zu fesseln, gestand ihnen grössere Berechtigungen zu, und wurde so durch sein Privilegium aus dem Jahre 1101*) der Vorläufer zur magna charta. Es heisst in derselben: „Et quia regnum oppressum erat injustis exactionibus, Ego Dei respectu et amore quem erga vos habeo, sanctam Dei ecclesiam inprimis liberam facio; Ita quod nec vendam nec ad firmam ponam, nec mortuo Archiepiscopo sive Episcopo, sive Abbate aliquid accipiam de dominio Ecclesie vel de hominibus ejus, donec Successor in eam ingrediatur. Et omnes malas consuetudines quibus regnum Anglie injuste opprimebatur, inde aufero: Quas malas consuetudines ex parte hic pono. Si quis Baronum Comitum meorumque sive aliorum qui de me tenent mortuus fuerit, heres suus non redimet terram suam sicut faciebat tempore fratris mei, sed justa et legitima relevatione relevabit eam. Similiter et homines Baronum meorum justa et legitima relevatione relevabunt terras suas de Dominis suis etc. **)* Und am Ende dieses Freiheitsbriefes „Lagam dem Könige Wilhelm als ihrem Herrn treu sein wollen, und seine Länder und Ehren mit aller Treue und überall bewahren und gegen Feinde und Fremde vertheidigen."

*) Abgedruckt als Institutiones Henrici I. in den Statutes of t. R. I. pag. 1.; zugleich mit einem Fac-Simile des Originals der Urkunde.

**) Die Uebersetzung dieser Worte lautet: „Und weil das Königreich unterdrückt war durch ungerechte Plackereien (von seinem Bruder Wilhelm), mache ich aus Ehrfurcht gegen Gott und aus Liebe, die ich gegen euch hege, vor allen Dingen die heilige Kirche Gottes frei: und zwar so, dass ich die Ehren und Güter derselben weder verkaufen noch verpachten werde, noch nach dem Tode eines Erzbischofs, Bichofs oder Abts etwas früher von dem Kirchengute oder den Mannen der Kirche für mich annehmen, bevor der Nachfolger in die

Eduardi regis vobis reddo cum illis emendationibus quibus pater meus eam emendavit consilio Baronum suorum. *)

Ein gleiches Verhältniss der Bedrängniss in seiner Thronfolge brachte den Nachfolger dieses Königs, seinen Neffen Stephan von Blois (1135+1154) zu einer ähnlichen Begünstigung seiner Parteigänger in dem Freiheitsbriefe von Oxford aus dem Jahre 1136**), in welchem er nach vollständiger Genehmigung aller früher verliehenen Rechte für den Clerus, die Barone und alle Getreue noch hinzufügt: „Pacem et justitiam me in omnibus facturum et pro posse meo observaturum eis promitto" und an einer späteren Stelle „omnes exactiones et injusticias et Mescheningas sive per vicecomites vel per alios quoslibet male inductas funditus exstirpo. Bonas leges et antiquas, et justas consuetudines in murdris, in placitis et aliis causis observabo et observari precipio et constituo. ***) Von demselben Könige Stephan erfolgte noch eine spätere Bestätigungsurkunde dieser ertheilten Rechte in gedrängter Form und allgemeinen Ausdrücken, ohne Angabe des Jahres.†)

König Heinrich II. (1154+1189), mit welchem das Haus Anjou den Englischen Thron bestieg, und die grossen Französischen Lehnsländereien mit der Englischen Krone vereinigt wurden, musste gleichmässig die früher gegebenen Privilegien seiner Vorgänger bestätigen: sie erfolgte wie die zweite des Königs Stephan in wenigen und allgemeinen Worten. ++) Aber mit ihm begann wieder eine Reihe von selben eingesetzt. Und alle schlechten Gewohnheiten, durch welche das Königreich England ungerecht bedrückt wurde, hebe ich auf. Zu diesen schlechten Gewohnheiten rechne ich aber folgende: Wenn einer meiner Barone, Grafen oder sonstigen Lehnsträger gestorben sein wird, so soll sein Erbe seine Lehnsländereien, nicht wie es zu Zeiten meines Bruders geschah, sondern mit einer gerechten und angemessenen Lehnsgebühr dieselben einlösen. Auf ähnliche Weise sollen auch die Mannen meiner Barone ihre Ländereien mit einer gerechten und angemessenen Lehnsgebühr von ihren Lehnsherren einlösen.“ u. s. w.

*) "Das Gesetz des Königs Eduard (des letzten aus dem sächsischen Stamme) stelle ich mit allen denjenigen Verbesserungen wieder her, mit welchen mein Vater unter dem Beirath seiner Barone dasselbe ausgestattet hat."

**) Abgedruckt in den Statutes of t. R. I. pag. 3.; zugleich mit einem Fac-Simile der Urkunde.

***) Die Uebersetzung lautet: „ich verspreche denselben, dass ich Frieden und Gerechtigkeit in allen Dingen halten und nach meinem Vermögen beobachten werde.“ „Alle Plackereien, Ungerechtigkeiten und Bedrückungen, sie. mögen durch die Grafschaftsverweser oder irgend welche andere auf schlechte Weise eingeführt sein, vernichte ich von Grund aus. Die guten und alten Gesetze und die gerechten Gewohnheitsrechte bei Mord, in den Gerichten und in allen anderen Fällen werde ich aufrecht erhalten und befehle und setze fest, dass sie auch von andern beobachtet werden.

Abgedruckt in den Statutes of t. R. I. pag. 4.

+ Abgedruckt ebendaseslbst pag. 4.

Ungerechtigkeiten und Verletzungen der Rechte Einzelner, indem er durch besondere Begünstigung mächtiger Vasallen und durch fremde Söldner, die er mit den für abgekaufte Lehnsdienste im Kriege eingegangenen Geldern (vgl. unten scutagium pag. 12) bezahlte, ausserordentliche Mittel für die Erhöhung der königlichen Macht sich erwarb. Die Reaction dagegen wurde durch den Kreuzzug seines Sohnes und Nachfolgers Richard I. Löwenherz (1189+1199), dessen Gefangenschaft und die daran sich knüpfenden Kriegsbegebenheiten für mehrere Jahre verzögert. Aber sie brach um so stärker und allgemeiner unter dessen Nachfolger und Bruder, dem König Johann ohne Land (1199+1216) aus, da dieser mit noch grösserer Gewaltthätigkeit in die Fusstapfen seines Vaters Heinrich trat, durch die Ermordung des rechtmässigen Thronerben, seines Neffen Arthur (+1202, Sohn des Herzogs Gottfried von Bretagne, der in der Reihe der Söhne Heinrichs II. zwischen Richard und Johann folgte) dem Könige von Frankreich und dem Papste die erwünschteste Veranlassung zu ihrer Einmischung in diesen Streit darbot, und nicht einmal die persönlichen Mittel besass, im Bürgerkrieg mit Erfolg seine angemassten Rechte zu vertheidigen.

Das Schlussergebniss dieses Kampfes war zwar die Rettung seiner Krone gegen den Französischen Prinzen, aber es forderte gleichzeitig die Beschränkung der königlichen Macht gegen alle Classen der Lehnsträger, d. h. gegen die damaligen Vertreter des Englischen Volks. Zuerst einigte sich König Johann mit der Geistlichkeit durch den Freiheitsbrief vom 1. November 1214 über die freie Wahl der Kirchenoberen.*) Die weltlichen Barone näherten sich mit einer förmlichen Capitulation am 6. Jan. 1215**), und gaben nicht eher nach, als bis dieselbe von dem Könige in der magna charta libertatum am 15. Juni 1215 angenommen wurde. ***)

Wir geben dieselbe getreu in der Sprache des Originals als das erste noch jetzt in voller Kraft bestehende Englische Grundgesetz, und fügen demselben eine genaue Uebersetzung, bei in welcher wir leicht fassliche Ausdrücke nur durch die Uebersetzung selbst erläutert, bei schwierigeren sachlichen Gegenständen aber zur deutlicheren Erklärung einige Anmerkungen hinzugefügt haben.

*) Abgedruckt als Charta regis Johannis ut electiones ecclesiae sint liberae in Anglia in den Statutes of t. R. I. pg. 5.

**) Abgedruckt in den Statutes of t. R. pg. 6-8. „Ista sunt capitula, quae Barones petunt.“

***) Abgedruckt in den Statutes of t. R. I. pg. 9-13 mit einem Fac-Simile in Kupferstich nach der Originalurkunde, die in dem Archiv der Domkirche von Lincoln aufbewahrt wird.

I. Concordia inter Regem Johannem et Barones pro concessione libertatum ecclesiae et regni Angliae.

XV. Die Junii MCCXV.

Johannes Dei gratia Rex Anglie, Dominus Hibernie, Dux Normannie et Aquitanie, Comes Andegaviae, Archiepiscopis, Episcopis, Abbatibus, Comitibus, Baronibus, Justiciariis, Forestariis), Vicecomitibus**), Prepositis, Ministris et Omnibus Ballivis et fidelibus suis Salutem. Sciatis nos intuitu dei et pro salute anime nostre et animarum omnium antecessorum et heredum nostrorum, ad honorem dei et exaltacionem sancte ecclesie et emendationem Regni nostri per consilium venerabilium patrum nostrorum, Stephani Cantuariensis Archiepiscopi, Totius Anglie Primatis et sancte Romane ecclesie Cardinalis, Henrici Dublinensis Archiepiscopi, Willielmi Londonensis, Petri Wintoniensis, Joscelini Bathoniensis et Glastoniensis, Hugonis Lincolniensis, Walteri Wigornensis, Willielmi Coventrensis et Benedicti Roffensis Episcoporum, Magistri Pandulfi Domini Pape Subdiaconi et familiaris et fratris Eymerici Magistri Militie Templi in Anglia et Nobilium virorum Willielmi Marescalli Comitis Pembrocensis, Willielmi Comitis Sarresbyriensis, Willielmi Comitis Warennae, Willielmi. Comitis Arundell, Alani de Galweia, Constabularii Scotie, Warini filii Geroldi, Huberti de Burgo Senescalli Pictavie, Petri filii Hereberti, Hugonis de Nevilla, Matthei filii Hercberti, Thome Basset, Alani Basset, Philippi de Albiniaco, Roberti de Roppelay, Johannis Marescalli, Johannis filii Hugonis et aliorum fidelium nostrorum. In primis concessisse deo et hac praesenti carta nostra confirmasse pro nobis et heredibus nostris in perpetuum:

quod Anglicana ecclesia libera sit et habeat sua jura integra et libertates suas illesas, et ita volumus observari, quod apparet ex eo quod libertatem electionum que maxima et magis necessaria reputatur ecclesie Anglimera et spontanea voluntate ante discordiam inter nos et Barones no

cane

*) Forstmeister, Forstverwalter, deren Geschäftskreis und amtliche Stellung bei den damals sehr harten Englischen Jagdgesetzen einen bedeutsamen Einfluss gewährte.

**) Der Vicecomes als Grafschaftsverweser ist wohl zu unterscheiden von dem nachmaligen Rangtitel in dem Stande des hohen Adels in England Vicecomes, Viscount. Dieser ist ein um eine Stufe höher stehender Titel als der gewöhnliche Lord-Baron, so dass der Lord-Baron zum Viscount, Earl,

I. Vertrag zwischen König Johann und den Baronen für die Bewilligung der Freiheiten der Kirche und des Königsreichs England.

v. 15. Juni 1215.

Johannes von Gottes Gnaden König von England, Herr von Irland, Herzog von der Normandie und Aquitanien, Graf von Anjou, erstattet den Erzbischöfen, Bischöfen, Aebten, Grafen, Baronen, Richtern, Forstverwaltern, Grafschaftsverwesern (Sheriffs), Vorstehern, Baillifs und allen Amtleuten und seinen Getreuen seinen Gruss. Ihr mögt wissen, dass wir in Hinschauung auf Gott und für das Heil unsrer Seele, sowie der Seelen aller unsrer Vorfahren und unsrer Erben, zur Ehre Gottes und zur Erhöhung der heiligen Kirche und zur Verbesserung unsrer Königlichen Regierung, mit dem Beirath unsrer ehrwürdigen Väter, des Erzbischofs Stephan von Canterbury, des Primas von ganz England und Cardinals der heiligen Römischen Kirche, des Erzbischofs Heinrich von Dublin, der Bischöfe Wilhelm von London, Peter von Winton Joscelyn von Bath und Glaston, Hugo von Lincoln, Walter von Wigorn, Wilhelm von Coventry und Benedict von Rochester, des Magister Pandulfo, Subdiaconus bei dem Papste und des Bruders Eimerich Meister des Templerherren-Ordens in England, sowie der edlen Männer, des Marschalls Wilhelm Grafen von Pembroke, des Grafen Wilhelm von Salisbury, des Grafen Wilhelm von Warenne, des Grafen Wilhelm von Arundell, des Alain von Gallway Connetable von Schottland, des Warin, Gerold's Sohn, des Hubert von Burgh Seneschalls von Poitou, des Peter, Heribert's Sohn, des Hugo von Neville, des Matthews, Heriberts Sohn, des Thomas Basset, des Alain Basset, des Philipp von Albany, des Robert von Roppelay, des Marschalls Johannes, des Johannes Hugo's Sohn und anderer unsrer Getreuen, vor allen mit Gottes Beistand verwilligt und durch diese unsre gegenwärtige Urkunde für uns und unsre Erben auf ewige Zeiten bestätigt haben:

dass die Englische Kirche frei und ihre Rechte vollständig und ihre Freiheiten unverletzt behaupte, und wir wollen, dass es so beobachet werde, was daraus hervorgeht, dass wir die Freiheit der Wahlen, welche in der grössten Ausdehnung und sehr nothwendig für die Englische Kirche erachtet wird, mit reinem und freiem Willen vor dem zwischen uns und unseren Ba

Marquis, Duke hinaufsteigt, während der Vicecomes als Grafschaftsverweser mit der Polizeiverwaltung der Grafschaft in weiterem Sinne beauftragt ist, der spätere Sheriff.

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