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Die maßgebenden Eisenbahn- und Trustinteressen sind in der Leitung der Western Union vertreten und haben sich deren Dienste unter günstigen Bedingungen gesichert. So wird auch der Fernschreiber ein Mittel zur Monopolisierung immer weiterer Geschäftszweige und zur Befestigung der Herrschaft des mobilen Kapitals.1)

Auch legt man den Telegraphengesellschaften zur Last, daß sie neue Erfindungen nur dann annehmen, wenn sie mit Sicherheit erhebliche Gewinne abzuwerfen versprechen und durch Ankauf der Patente auf diesem Gebiete Fortschritte hintanhalten.

Die Bewegung auf Verstaatlichung des Telegraphen ist im Wachsen und begegnet außerhalb der Telegraphengesellschaften kaum ernsthaftem Widerstand.

Mehr und mehr Jünger gewinnt die Auffassung, daß der Telegraph nicht als privates Erwerbsunternehmen zu betrachten sei, sondern daß er wichtigen gemeinnützigen Zwecken, der Belebung von Handel und Gewerbe, der Zusammenschweißung der Interessen der verschiedenen Landesteile und so fort diene.

Zudem hat man ja neben dem Vorbilde des Auslandes das Beispiel des staatlichen Postbetriebes vor Augen, der die vielleicht niedrigsten Gebühren der Welt mit einem im allgemeinen befriedigenden Dienst verbindet. Die Ersparnis, die durch Vereinigung von Fernschreiber und Post an Baulichkeiten, Angestellten usw. erzielt werden könnte, liegt auf der Hand.

Neben der Herabsetzung der Gebühren erhofft man vom Staate die Ausdehnung des Fernschreibnetzes auf kleinere Orte, bessere und schnellere Bedienung, Beseitigung des jetzt beliebten Bestechungs- und Bevorzugungssystems, und mehr und bessere Gelegenheit zur Aufgabe von Fernsprüchen. Viele halten sogar die Durchführung einer einheitlichen 10 Cts. Gebühr durch das ganze Land ohne Schädigung der Staatskasse für möglich.

Vorbedingung für die Vermeidung eines Fehlbetrages für die Staatskasse wäre natürlich, daß die Regierung nicht, wie s. Z. die englische Regierung, dem Ankaufspreis der Telegraphenlinien das fiktive Kapital derTelegraphengesellschaft zu Grunde legt.

1) Die Standard Oil Company verfügt auf Grund eines Abkommens mit der Western Union über 200000 miles Privatdrahtlinien.

Ein Gesetz vom 24. Juli 1866, das im übrigen die Herstellung von Telegraphenlinien fördert und Regierungstelegrammen das Vorrecht vor anderen Telegrammen und billige Gebühren sichert, gestattet der Regierung, die Gesellschaften jederzeit für „,postalische, militärische oder andere Zwecke" zu einem durch Schiedsspruch festzusetzenden Preise auszukaufen.

Durch Errichtung einiger Staatslinien g F. Einführung der staatlichen drahtlosen Telegraphie könnten die Gesellschaften wohl leicht zur Annahme von dem tatsächlichen Wert ihres Besitztums entsprechenden Preisen gezwungen werden. Der Haupteinwand gegen die Verstaatlichung des Fernschreibers, nämlich die Vermehrung der dem spoils-System unterworfenen Stellen wäre durch entsprechende Ausdehnung der civil-service Reform aus der Welt zu schaffen.

Seit 1866 haben Kommissionen des Senates und des Repräsentantenhauses sich zu 16 verschiedenen Malen zu Gunsten der Verstaatlichung des Fernschreibers ausgesprochen (und nur zweimal dagegen) und ebenso haben sich zahlreiche Generalpostmeister der Vereinigten Staaten für den gemeinschaftlichen Betrieb von Post und Fernschreiber durch den Staat erklärt. 75 und mehr Gesetzesvorschläge in dieser Richtung haben dem Kongresse vorgelegen; auch im 59. Kongreß wurden im Dezember 1905 wiederum (u. a. seitens des New Yorker Abgeordneten Hearst) darauf hinzielende Anträge gestellt. Die Vertretungen von Landwirtschaft, Arbeit, Handel und Gewerbe, Eisenbahn, die Peoples Party, die Prohibitionisten u. a. haben die Einführung des postal-telegraph befürwortet.

Das nächste Jahrzehnt dürfte denn auch endlich die Verwirklichung dieser volkstümlichen Neuerung bringen.

Ganz ähnlich wie beim Fernschreiber liegen die Verhältnisse beim Fernsprecher.

Der Zug der Zeit begünstigt offensichtlich eine Übernahme auch dieser Verkehrseinrichtung, die ebenfalls den Stempel eines natürlichen Monopols an der Stirn trägt, auf die öffentlichen Gemeinwesen. Unter den großen Kulturvölkern bilden heute England und Amerika die einzigen Beispiele für Privattelephonbetrieb, und England macht Anstalten, beim Ablauf des Freibriefes der Telephonkompagnie 1911 zum Staatsbetrieb (in Verbindung mit Gemeindebetrieb) überzugehen.

Die maßgebende Gesellschaft im Fernsprechgewerbe ist die American-(Bell)-Telephon- und Telegraph-Company; sie eignete 1900 rund 800000 Telephone, während andere Gesellschaften vielleicht 200000 besaßen.1) Auch die Fernsprechgesellschaften sind ungemein hoch kapitalisiert und haben daher, um mäßige Dividenden zu erzielen, hohe Gebühren zu erheben.

Tatsächlich sind daher die Gebühren für Benutzung des Fernsprechers in Amerika höher als in den europäischen Ländern, was sich nur zum geringen Teile durch die höheren Löhne und Materialkosten begründen läßt.

In einer oder der anderen Form, und zwar vermutlich in der Weise, daß der Fernsprecher für weite Entfernungen auf den Staat und der für den Ortsverkehr auf die Gemeindeverbände übergeht, dürfte Besitz und Betrieb dieser öffentlichen Verkehrseinrichtung, die für das moderne Geschäftsleben und den Arbeitsmarkt von so weitgehender Bedeutung ist, in den nächsten Jahrzehnten, wenn auch vielleicht erst nach dem Fernschreiber, von der Gesamtheit übernommen werden. Der Privatbetrieb findet nur noch wenige Verteidiger. In der Tat würde die Bedeutung des Fernsprechers, der die natürliche Ergänzung von Post und Telegraph darstellt, durch gemeinschaftlichen Betrieb mit beiden und durch Adoption der für den Postbetrieb geltenden gemeinnützigen Grundsätze ungemein wachsen und es würde eine Verbilligung der Gebühren ohne Schädigung der Staatskasse möglich werden.2) Auch hier würde der Staat, um nicht über

1) Nach einem kürzlich erschienenen Berichte des Census Office soll am 1. Januar 1905 die Zahl der Telephone in den Vereinigten Staaten 3400 000, in Europa 1485784 betragen haben. (Derartige amerikanische Statistik ist nicht ohne weiteres als bare Münze zu nehmen.) Dagegen gab es nach den Berichten der Industrial Commission (Bd. 19, S. 678, Bd. 9, S. 820) im Jahre 1901 in Berlin mit Staatsbetrieb aufs Tausend der Bevölkerung 25 Telephonanschlüsse, in Greater New York und Philadelphia bei Privatbetrieb nur 20 und 16 Anschlüsse. Für Verstaatlichung von Fernschreiber und Fernsprecher treten u. a. Professor Seligman (Columbia-University, New-York) in den Ber. der Ind. Comm. Bd. 4, S. 610 ff. und vom Standpunkte des Geschäftsmannes Kennard ebendort Bd. 4, S. 365 f. ein.

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2) Im Februarheft der „Arena" 1903 führt Professor Parsons-Boston, der die Übernahme des Fernsprechers auf die öffentlichen Gemeinwesen befürwortet, u. a. folgendes ins Feld: 1894 benutzte das Ministerium des Innern zu Washington das Bell'sche Telephon zu einem Gesamtpreise von 75 Doll, für das

triebene Preise für die Fernsprechanlagen zu zahlen, gut tun, öffentliche Konkurrenzanlagen (nach dem Muster einiger englischer Städte, z. B. Glasgow) zu schaffen.

In dem Haushaltsgesetz von 1904/1905 für den seitens des Kongresses unmittelbar regierten District Columbia (Stadt Washington) setzt übrigens der Kongreß einen Höchstsatz von 60 Dollar für jeden Fernsprechanschluß in der Stadt Washington fest und verpflichtet die Telephongesellschaften zur Einreichung von Jahresberichten.

Telephon. 1895 legte die Regierung ein eigenes Netz an, und es ergab sich, daß sich die Gesamtkosten eines Telephons einschließlich Verzinsung des Anlagekapitals, Abnutzung usw. nur auf 10,25 Doll. stellten. Dadurch wurde Bell zur Gewährung eines letzterem Satze näheren Preises genötigt.

Zweiter Abschnitt.

Das Ende der Handels- und Verkehrsfreiheit

im internationalen Verkehr.

§ 1. Äussere Handelspolitik,

Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, daß die Vereinigten Staaten das ausgeprägteste Schutzzollsystem von allen Ländern der Welt haben,1) und ihre Handelspolitik im letzten Menschenalter dem Protektionismus immer weitere Zugeständnisse gemacht hat.

Eine Schilderung dieses genugsam dargestellten Entwickelungsganges seit der Tarifakte von 1789 bis zum Dingley-Tarif vom 24. Juni 1897 erübrigt sich.

Es genügt die Feststellung, daß, während theoretisch die Freihandelsschule bis vor noch garnicht langer Zeit im öffentlichen Leben der Nation eine gewisse Rolle spielte und manche berühmte Namen unter ihren Anhängern zählte, z. B. Henry George, Bancroft, Garfield, Karl Schurz, tatsächlich heute die ganz überwiegende Mehrheit der Nation und zwar bis weit in die Reihen der demokratischen Partei hinein2) trotz aller Redens

1) Die Zolleinnahmen der Ver. Staaten betrugen 1900 1901 876 Millionen Mark, unvergleichlich mehr als in irgend einem anderen Lande der Welt. Es folgten Rußland und das Deutsche Reich mit je rund 479 und England mit 476 Millionen Mark. Auf den Kopf der Bevölkernng entfallen danach in den Vereinigten Staaten je 13,88 Mk., in Rußland 5,09 Mk., in Deutschland 8,50 Mk., in England 11,64 Mk. Zolleinnahmen. 1905/1906 waren die Zolleinnahmen der Union auf rund 1268 Millionen Mk. gestiegen.

2) In den Parteiprogrammen der republikanischen Partei wird der „Schutz des heimischen Marktes" betont, während die Demokraten grundätzlich einen Tarif lediglich zu fiskalischen Zwecken unter ihren Parteiforderungen aufführen.

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