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Herrschers qualvoll ersehnt, wurden überrascht, vom Freudeschreck gelähmt, durch das Unvermutete des Ereignisses, durch den wahren Heldenmut dieses Imperators, der an der Spitze einer riesigen Militärmacht und einer ganzen Armee von Offizieren steht, mit deren Lebensgrundlage diese Ansichten unvereinbar erscheinen, der den herrschenden Anschauungen seines Hofes und anderer Höfe, dem Pessimismus einer ganzen Welt zu trotzen wagte und sich deren unabsehbar gefährlichen Intriguen kühn aussetzte.

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Vielleicht am begeistertesten wurde der mutige Schritt des Zars mit folgenden Worten Moritz Adlers in einem Aufsatze Nikolaitische Friedensperspektiven"*) verherrlicht: Genug die That der Zeit zu thun, auch nur die Worte der Zeit zu sprechen, diese Ehre, einzig und hochragend im ordinären Einerlei der Geschichte, die Ehre, die Rita des Märchens zu sein, gegenüber der schändlichen Blöfse einer entarteten Civilisation die Ehre überliefsen neidlos Monarchien, Republiken, sich radikal" nennende Parteien, voranschreitende Rassen und Nationen einem klar und grofsdenkenden Jünglinge „der Autokratie und dem inferioren Slaventum!"

Nach der ersten allgemeinen Verblüffung fragte man sich, mufste man sich wohl auch fragen: Ist dieser Schrei der Empörung auch echt? Hatte man nicht so viel von „moskowitischer Politik" gehört?

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Schnell bei der Hand waren einige sozialdemokratische Führer, deren einer von Schwindel" der andere von einem russischen Diplomatenkniff" sprach, mit dem er sich gar nicht befasse Bebel aber war vorsichtiger. Man musste sich objectiver Weise wohl auch an die von ganz Europa abgelehnten Schritte Napoleons III. und dessen Triebfedern erinnern und insbesondere an den im Oktoberhefte 1898 der preussischen Jahrbücher veröffentlichten Zwischenfall.

Aber des Zars ganzes bisheriges Verhalten ergab eine andere, ermutigende Auffassung seines Vorhabens: Nicht nur, dafs schon 12 Jahre vorher Äufserungen von ihm hinausge

*) Monatsschrift „Die Waffen nieder" No. 5 ex, 1899, Dresden. E. Piersons Verlag.

drungen waren, nach denen er den ewigen Verbesserungen der Kriegsmittel wenig Wert beimafs, sondern vor allem der Ruf des Denkers, der ihm schon voranging, ehe er den Thron bestieg, dann nachdem er sich die Krone aufs Haupt gesetzt, seine mildere Haltung gegenüber den Polen, die mafsvolle, den damaligen Sturm und Drang Englands dämpfende Haltung gegenüber der Türkei trotz des gleichzeitigen entschiedenen Eintretens für die Autonomie Kretas, seine Vereinbarung mit Österreich zur Erstickung jedes Brandes auf der Balkanhalbinsel, die reservierte Stellungnahme zu der Alliance mit Frankreich, welches er z. B. in der Faschodafrage von jedem aggressiven Schritte zurückzuhalten suchte, das Bestreben, eine Annäherung zwischen Zweibund und Dreibund zu bewirken, all das bewies die besten Intentionen das freilich konnte man von ihm nicht erwarten, dafs er einseitig mit der Abrüstung beginnen sollte!

Weiter musste man fragen: Ist es vielleicht nur die Jugend des Herrschers, die mangelnde Erfahrung des Dreifsigjährigen, die solchen Idealismus zeitigte?

Darauf gibt wohl die Entstehungsgeschichte des Manifestes die beste Antwort. Wie kam der Zar zu dieser Anregung?

Sein Rescript soll, sogar weit mehr als auf Tolstois Arbeiten, wesentlich auf dem seither auch in deutscher Sprache im Verlage von Puttkammer & Mühlbrecht in Berlin erschienenen, sechsbändigen Werke des russischen Staatsrates J. S. v. Bloch: „Der künftige Krieg in technischer, politischer und wirtschaftlicher Beziehung" und Audienzen des Verfassers beim Zar beruhen, mit dem er schon als Kronprinz verkehrte und dessen achtjährige Arbeit er aufmerksam verfolgte es handelt sich also auch nicht um eine Eingebung des Augenblicks, um überschwängliche Begeisterung der Jugend für eine edle, verlockende Idee.

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Der Autor sagt in einem Briefe an die von Bertha von Suttner herausgegebenen Zeitschrift „Die Waffen nieder" No. 3 Jahrgang 1869 über seine Arbeit: „Das Werk, an welchem ich acht Jahre lang gearbeitet habe, bezweckt die Aufklärung folgender Fragen:,Wie wird sich ein Krieg bei den heutigen Kriegsmitteln gestalten? Wird es möglich sein, mit den

Millionenheeren einen Streit durch Krieg zum Austrage zu bringen, da die namhaften Fachleute, wie Feldmarschall von Moltke, General v. d. Goltz, („Das Volk in Waffen" 5. Aufl. 1899), General v. Leer, behaupten, dafs er mindestens zwei Jahre dauern mufs? Werden nicht schon früher auf beiden Seiten alle das Heer erhaltenden ökonomischen und finanziellen Kräfte vernichtet sein?

Wird es möglich sein, Heerführer für eine Völkerschlacht zu finden, da diese nach dem Ausspruche v. d. Goltz für die Militärs selbst eine Sphynx mit ungelöstem Rätsel ist? Werden die heutigen Millionenheere dahin zu bringen sein, die ganze Wirkung der neuen Waffen und Schanztaktik zu ertragen?" Nach gewissenhaftester Prüfung aller dieser Verhältnisse gelangte ich zur Überzeugung: Nein, der Krieg wäre unter den jetzigen Verhältnissen ein Wagnis ohne Gleichen, die Massenheere werden die Verheerungen der künftigen Schlachten, die Unmöglichkeit, den Verwundeten während einiger Tage Hilfe zu leisten, nicht ertragen. Ausserdem werden bei der jetzigen Zusammensetzung der Heere und der heutigen Kriegsführung die Entbehrungen, die ein langjähriger Krieg mit sich bringen mufs, Krankheiten und Epidemieen in nie dagewesener Weise erzeugen. Und wenn auch die Heere dies alles ertragen könnten, die Völker werden die Stockung aller Produktionsthätigkeit, die den Massen den Lebensunterhalt bietet, sicher nicht ertragen können.

Die Unterbindung jedes internationalen Verkehrs mufs Hungersnot erzeugen."

Hier einige der wichtigsten Daten daraus:

Die neue Flinte ist 13 Mal wirksamer als die von 1878. Die Verkleinerung des Kalibers bis 5 Millimeter ermöglicht bei gleicher Belastung dem Soldaten 270 Patronen mit sich zu führen (1877:84), bei 4 Millim. 380, bei 3 Millim. sogar 575. Der Nutzwert des so vervollkommneten 3 Millim. - Gewehres, das zu erwarten steht, betrüge nach Professor Gaebler das 40fache der Gewehre von 1870.

Das Chassepot- und das Zündnadelgewehr konnten auf 1600 Mtr. Distanz keinen Menschenschädel mehr spalten; das 5 Millim.-Gewehr zertrümmert auf 3500 Mtr. noch die

stärksten Rinderknochen.

Die Shrapnels, in Zukunft das Hauptgeschofs der Artillerie, zerplatzten 1870 nur in 37 Teile, die modernen bis zu 340 Teilen; eine mit Pyroxilin gefüllte Gufseisenbombe liefert gar 1200 Splitter und verbreitet im Umkreise von mehr als 300 Mtr. Tod und Verderben.

Der neueste französische Kanonentypus hat einen 233 Mal so grofsen Nutzeffekt wie der von 1870.

Dazu kommt, dafs Beobachtungen vom Luftballon aus und das Telephon genaue und schnelle Angaben darüber liefern können, wohin das Feuer zu richten ist.

Eine entsetzliche Neuheit sind die besonders an den Landesgrenzen gelegten Torpedominen, die in Frankreich bezeichnend Todesfelder" heifsen; wenn sich so ein Krater von 40-50 Mtr. Durchmesser aufthut, wird während der schauderhaften Verwirrung der Feind überfallen.

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Nun meint Bloch mit Moltke: Der Krieg selbst wird die Kriege beseitigen." Allein das glaubte man seitjeher bei jeder neuen Erfindung; ohne Zuthun der allgemeinen Entrüstung, ganz von selbst wird das niemals geschehen, dazu sind diejenigen zu träge, die anfangen müfsten.

Ferner das Menschenmaterial:

1869 konnten die Staaten des gegewärtigen Zwei- und Dreibundes

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Soldaten ins Feld stellen, jetzt aber.

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5,23 Milliarden

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daher in Deutschland 37%, in Frankreich 45°/ in

Österreich 27% und in Rufsland 22% der gesamten Arbeitsbevölkerung im Kriegsfalle unter Waffen

ständen.

Nun wird der Krieg hauptsächlich um Beherrschung befestigter Positionen und passagerer Befestigungen und um die bei den Riesenheeren unendlich schwerere Verproviantierung sich drehen, die Eisenbahnen werden nicht leisten können, was sie versprechen, eine einzige Dynamitpatrone kann die ganze Verpflegung in Frage stellen.

Dazu haben die neuen Flinten eine Treffsicherheit von 82, die alten nur 34%, die Verwundeten werden entsetzliche Qualen leiden.

Die Armeen werden überdies den gröfsten Teil ihrer Offiziere verlieren und führerlos einem Feinde ausgesetzt sein, der sie ohne von Knall und Rauch verraten zu werden, unsichtbar aus weiter Ferne niederpafft; die denkbar höchste Anforderung an die Disciplin.

Werden die Millionen, die besiegt oder als Sieger zumeist unter dem Befehle von Subalternen, die denselben Bevölkerungsschichten entstammen wie die einfachen Soldaten, so leicht sich entwaffnen lassen? Gegen wen werden sie die Waffen kehren? kann da nicht eine Katastrophe ärger als die Pariser Kommune eintreten?" So fragt Bloch; aber ganz im selben Sinne äufserte sich auch der Zar nach Behauptung des Herrn W. T. Stead zu ihm: Revolutionäre Anarchie ist die Erbschaft eines Krieges, ich kann kein anderes Ergebnis voraussehen," soll er gesagt haben.

Weiter die Kosten:

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Die Kosten einer europäischen Conflagration würde pro Tag 104,89 Mill. Frcs., also rund 105 Mill. Fres. betragen (und zwar bei Deutschland zu 2,55 Mill. Sold, ohne den Landsturm, ohne die letzten Reserven überhaupt 25 Mill. Frcs., Österreich (1,3 Mill. Sold.) 13 Mill., Italien (1,28 Mill. Sold) 12,8 Mill., Rufsland (2,8 Mill. Sold.), 28 Mill. Frcs. pro Tag).

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