Слике страница
PDF
ePub

So wenig als des Königs Nahmenszug.
Oft hat er keine Lust, mit Zauberen'n
Sich zu beschäft'gen, dann verwandelt er
Sich schnell in mancherley Gestalten: bald

Ist er ein Mensch, ein Thier, ein fließend Waffer,
Ein lodernd Feuer, aber immer schrecklich.

Lebt wohl, ich muß zu meiner stillen Klause. (ab.) Lysippus. Lebt wohl.

[ocr errors]

Das muß ja auf

die Art ein rechter verruchter Kerl seyn.

Simonides. Sie haben den Vortritt bey

ihm, ich bleibe in der Untichamber.

Lyfippus. Nein, Secretär, Sie überreichen die Vollmacht.

Simonides. Nein, daß ich mich dessen nim mermehr erkühnte.

Lysippus. Es ist Ihre Schuldigkeit.
Simonides. Ich verrichte nur den kleinen

Dienst.

Lyfippus. Was nennen Sie den kleinen

Dienst?

Simonides. Die wirklichen Geschäfte. Sie thun den großen Schein ab.

Lyfippus. Nimmermehr komm' ich ihn na. he. Muß sich ein Kerl unterstehen, sich zu verwandeln, wenn man ihm des Königs Brief und Siegel zeigt?

Simonides. Es ist vielleicht ein Naturfehler an ihm, für den er nicht kann.

[ocr errors]
[merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]
[ocr errors]

Lyfippus. En was Pflicht? Wenn mich der Riese auffrißt, so hat mein Leben und meine Pflicht zugleich ein Ende.

Simonides. Aber der Patriotismus.
Lyfippus. Ja, daß ich doch ein Narr wäre!

Jeremias tritt auf.

Simonides. Was ist das für eine Mißge=

Burt?

Lyfippus. Der da? Er sieht aus, wie ein Kohlenbrenner.

Simonides. Aber er hat einen Höcker und schielt, daben trägt er Strümpfe von zweyerley Farbe; ganz gewiß ein Sonderling.

Lyfippus. Er affectirt im Gange, er will ein leises Hinken ausdrücken, und es geräth ihm zu plump.

Jeremias geht an ihnen vorbey, er singt:

Den Teufel kennt fast Niemand,

Und wär' er noch so dick;

Das Auge sieht nicht die Hand,

Und das ist großes Glück.
Sonst lebte sich's so sicher nicht,
Am Tageslicht, am Tageslicht.

Die Tugend kennt ein jeder,
Und wär' fie unsichtbar;
Es sucht sie keiner, weder

Bey blond' noch greisem Haar.
Drum lebt ein jeder so in Ruh','

Frisch immer zu, frisch immer zu.

Diese Gefellen dort scheinen mir ein paar Narren zu seyn. Gute Jagd, wenn's Glück will.

Lyfippus. Was hat uns der Himmel an Euch beschert, Kohlenbrenner, einen Freund oder einen Esel ?

Jeremias. Beydes, meine Hochgeehrtesten Herren. Wollt Ihr mich vielleicht sprechen? Lysippus. Das wäre auch der Mühe werth gewesen, so weit darnach zu reisen.

[ocr errors]

Jeremias. Warum nicht? - Gott, mich besuchen viele Leute, Leute aus allen Ständen ; nach meinem Herrn wüßt' ich keinen, der hier in der Wildniß so viel gälte.

Lyfippus. Wer ist dein Herr?

Jeremias. Ihr kennt meinen Herrn nicht,

o da seyd Ihr übel dran.

[ocr errors]

Kennt Ihr den großen Mann, den größten Mann, den Polykomikus nicht?

Lysippus. O den kennen wir sehr gut, zu ihm wollen wir eben.

Jeremias. O welches Glück, daß wir uns also angetroffen haben, denn ich bin sein Thürste=

her, sein armer unwürdiger Bedienter, sein Aufwärter, einer, der Schüssel und Teller für ihn abwäscht, der die Stuben ausfegt, und seine Schriften abschreibt, sie ihm auch zuweilen erklärt, wenn er sie wieder vergessen hat. Des Sonntags halte ich ihm eine Predigt, damit ich ihm doch auch für seis ne Seele nüßlich bin, ich singe aber den CanzelVers selber vorher, damit er nicht den Aufwand mit einem Küster zu bestreiten hat, denn Sparsamkeit ist doch die erste Tugend in der Welt.

Lyfippus. Was haben wir hier in der Wildniß für einen Polyhistor aufgegriffen.

Simonides. Ein großer und ein überaus practischer Mann.

Lyfippus. Er ist leicht mehr werth, als sein

Herr.

Jeremias. Außerdem hab' ich auch das Thürstehen aus dem Grunde studiert, und so leicht ei= nem diese Wissenschaft im Unfange vorkömmt, fo viele und große Schwierigkeiten zeigen sich doch hernach; man kann nachher kaum an die Bescheidenheit mehr zurück denken, wenn man es erst weit ges bracht hat.

Lyfippus. Excentrisch scheint er mir doch.
Jeremias. Vielleicht gar verrückt.

Lysippus. Verrückt nun wohl eben nicht, denn

dazu müßten wir noch mehr psychologische Merk

mahle sammeln. - Von welcher Art ist denn dein Herr?

Jeremias. O er ist unvergleichlich. So sanft wie ein Kind, so liebreich wie eine Taube.

Lyfippus. Man beschrieb ihn uns als einen Kannibalen.

Jeremias. Nun ja, so wird die Tugend ge= lästert: glaubt keine Sylbe davon, ihr meine ver ehrungswürdigen Herrn, selbst der Satan spricht von meinem Herrn lauter Gutes, also laßt Euch dadurch nicht irré machen.

Lysippus. Nun, so wollen wir denn gehen. Jeremias. Habt Ihr vielleicht Briefe an ihn? Lyfippus. Ja, hier ist eine große königliche Vollmacht.

Jeremias. Zeigt doch.

En, recht hübsch

geschrieben, und schön gesiegelt: ihr führt einen

Affen im Schilde?.

Lyfippus. Ja, allerdings.

Jeremias. Nun das ist brav von Euch. Wollt Ihr hier diesen Fußpfad einschlagen? Ich will Euch folgen.

[ocr errors]

(Sie gehen, er hinter ihnen, und verwandelt sich plögrich in einen großen Vogel.).

Lysippus (ohne sich umzusehen.) Ist es noch

weit?

Jeremias (chnarrend.) Gar nicht.

Lyfippus (sich umsehend.) Was Teufel haben wir denn hier? Wer seyd Ihr?

« ПретходнаНастави »