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Leander tritt auf.

Leander. Ist es erlaubt, den Prinzen Zerbino zu besuchen?

Arzt. Nein, mein Herr, er läßt sich jeßt nicht sprechen.

Leander. Warum nicht ?

Arzt. Ich habe ihn mit vieler Mühe zum Schla fen gebracht.

Leander. Ich spräche ihn gar zu gern. Sicamber. Was haben Sie an ihn? Leander. Ich habe hier ein Buch geschrieben, das ich ihm dediciren und vorlesen möchte. Es ist ganz eigen für seinen Zustand eingerichtet. Curio. Wie heißt es denn?

Leander. Grundsäge der Kritik, und ist in zweyen Bänden abgefaßt. Es soll dazu dienen, die gespannte Phantasie wieder etwas herabzustim= men, den Verstand aufzuklären, indem wir das Unförmliche einsehen, und uns so in der Poesie unvermerkt zum Classischen und Vollendeten zu führen. Curio. Nun, das ist wahrlich ein christlicher Borsag.

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Hand-Wurst. Man sollte den Prinzen schnett aufwecken, damit man ihn in den Schlaf lesen Fönnte, fo Eam' er doch zur Ruhe.

Arzt. Aber in der That, wenn diese Grundfäße officinell abgefaßt sind, so könnten sie vielleicht von einigem Nugen seyn.

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Leander. Es ist alles sehr schön eingetheilt, und schon das zerstreut, nach meiner Meinung, das Gemüth außerordentlich.

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Hans - Würst. Wenn Sie mich lieb haben, so lassen Sie mich den Index lesen.

Leander. Warum den Inder?

Hans-Wurst. Die Vorrede, den Hechtkopf, in dem sich Kreuz, Schwert und Dornenkrone befinden, lese ich von keinem Buche, eben so wenig das Mittelstück, oder das eigentliche Buch, aber eine unbeschreibliche Freude macht es mir, wenn ich das Schwanzstück genieße, und eine so schöne Anzahl von Wörtern alphabetisch rangirt antreffe. Leander. Sie sind ein Humorist. Zerbino (erinnen.) Sicamber! Sicamber. Ja, Ihro Hoheit.

(geht schnell ab.)

Curio. Der Prinz ist aufgewacht, wie es

scheint.

Selinus. Wie ich glaube, schläft er nicht

mehr.

Leander. So könnte man ihm ja die GrilTen mit Lesén vertreiben.

Sicamber zurück.

Sicamber. Der Prinz wacht, wenn es Ihnen jest gefällig wäre, Herr Leander?

Leander. Ich stehe zu Befehl.

(schnell ab.)

Curio. Wir wollen folgen..>

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(Sicamber, Selinus und Curio ab.)

Arzt. Ich muß die Wirkung beobachten. (ab.) Hans Wurst. Er weiß im Grunde nicht, was Wirkung und beobachten auf sich hat. Wie leichtsinnig die Menschen gemeiniglich mit den schönsten Wörtern umgehen! Es fehlt nicht viel, so gehe ich auch hinein, um einen Zuhörer abzugeben, denn was hab' ich jest gerade besseres zu thun? Man sollte wahrhaftig daran zweifeln lernen, ob die Sprache auch für uns Menschen erfunden sey, denn aus dem schönsten Lomber machen sie ein uns geschicktes Hazardspiel, von den Chikanen wissen die meisten gar nichts, und die Beete wachsen uns ter ihren plumpen Fingern so an, daß sie am Ende Verstand und Scharfsinn unbesehen in den Kauf geben müssen, um nicht völlig insolvent zu seyn. Und darum glaub' ich auch, daß das sogenannte Sprechen ein schönes Ding unter vornehmern Wesen war, und daß die Menschen nur einige ihrer Redensarten im Auskehricht gefunden haben. Dies fer Hofgelehrte ist eine Art von Gelehrten, und er war ein ganz guter Mann, als er noch etwas dummer war, aber der perderbliche, Scharfsinn hat ihn nun gänzlich hingeopfert, denn er kann nun nicht drey Mahl drey zusammen rechnen, ohne an die neun Musen, ein Spiel Kegel, und die vollkom= menste Zahl des Pythagoras zu`denken, und weil

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ihm alles zugleich einfällt, so ist er des Glaubens, diese Begebenheiten müßten auch in sich selbst zu sammen hängen. Es ist das Loos der Sterblichen, daß sie auf die Wahrheiten nur unvermerkt treten dürfen, so fliegen sie ihnen wie elastische Spring! federn entgegen, und schlingen sich von allen Sei ten so um sie herum, daß sie sich nur schwer wieder von ihnen los machen können.

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Nestor tritt auf.

Nestor. Ist der Herr Leibdoctor nicht hier?" Hans-Wurst. Nein, mein Freund. Nestor. Wenn ich ihn doch irgendwo anzu» treffen wüßte.

Hans-Wurst. Er ist beym Prinzen, ich will ihn heraus schicken.

(Hans

Nestor. O, Sie sind allzu gütig. wurst ab.) (Es muß untersucht werden, ehe es noch ärger wird. Warum sollt ich mit einem Schaden behaftet seyn, und nicht lieber in Zeiten daju thun,' als gelaffen zusehen, wie das Uebel immer weiter um sich greift? Die Vernunft, sehe ich wohl, rath mir selber zu diesem Schritte, und darum will ich mich auch nicht dagegen sträuben.

Der West tritt auf.

Arzt. Was will er, mein Freund?

Nestor. Bester Herr Doctor, ich habe mit

Ihnen zu sprechen.

Arzt. Sprecher.

Nestor. Sie wissen, daß der Prinz von einer schlimmen Krankheit befallen ist.

Arzt. Ja.

Nestor. Ich fürchte, es wird eine Epilepsie

daraus.

Arzt. Wie so?

Nestor. Ich wollte eigentlich sagen, Epide. mnie, und daß am Ende noch der ganze Hof ange= fteckt wird.

Arzt. Das wäre ein großes Unglück, mein Freund.

Nestor, Ich bin des Prinzen Bedienter, ich bin viel um ihn, und mir ist immer, als wenn ich fchon so etwas Aehnliches spüre.

Arzt. Woraus kann er das schließen?

Nestor. Gestern, Herr Doctor, wollte mir die Zeitung gar nicht gefallen, ich weiß nicht, wie. es Eam, aus meiner frühen Jugend fielen mir als lerhand Sachen ein, und ehe ich mir's versah, hatt' ich wieder den alten Respect vor dem Epaminondas, ja sogar vor dem römischen Brutus.

Arzt. En! ey! das sind schlimme Symptomen. Nestor. Noch mehr, ich fing an mit einer ge= wiffen poetischen Ehrfurcht an meine Unsterblichkeit zu denken, und als ich Sie um dieselbe Zeit beweis. fen hörte, daß alle moralische Gebrechen undr goße Tugenden nur physische Krankheit und Gesundheit

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