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mit meinem Gedichte hinausgeht unter Gottes freyen Himmel, und will die Sache mit der Nachahmung felber vergleichen.

Nestor. Es ist wahr. Wie wird man oft verirt, wenn man darauf kömmt, die prächtigen Dinge aufzusuchen, die man in so manchen schwülstigen Gedichten beschrieben findet.

Poet. Dann denke ich auch immer, daß für unsere menschliche Seele eigentlich solche Gegend, wie die hiesige, die angenehmste ist; man sieht nicht viel, aber die paar kleinen, wilden Blumen, die hier so kümmerlich wachsen, bemerkt und schäßt man um so aufrichtiger, und das ist gerade die Weise, wie ich die Blumen mag.

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Nestor. O du Priester der Grazien und Mixfen! wie sprichst du aus meiner Seele ? Ja, herzerquickend fühl' ich es, wie weit dieses Land, das heldselige, vom Garten der Poesie entfernt liegt.

Poet. Es ist auch dafür mein theueres Vaterland.

Nestor. O, warum bin ich nicht hier ge

boren?

Poet. Laffen Sie sich noch gegenwärtig hier

nieder.

Nestor. Meinen Sie wohl, daß ich mein Fortkommen hier fände?

Poet. Ohne allen Zweifel, o man schäßt hier.

solche Gemüther. Hier ist alles so weise, so lieb reißend eingerichtet und angestellt, so jeder in feinem Wirkungskreise thätig und beglückt,ach! mein Theuerster! Sie sollen nur lesen, wie viel darüber geschrieben wird. Man belohnt die Talen te, man beschüßt die ächte Kunst, weit und breit finden Sie dergleichen von geschmackvollen Rüben nicht, als in diesen Gegenden wachsen.

Nestor. In der That?

Poet. Man steigt daben auch alle Tage hb. her, und man erwirbt und spart, - und dichtet und trachtet, bemerken Sie das Sprichwort, unsere Dichter nähmlich dichten niemahls, ohne zu. gleich nach irgend was zu trachten und das un terscheidet sie hauptsächlich von den alten Poeten.

Ach, sehen Sie diesen schönen Sandhügel, worauf die beyden Grashalme so liebreich stehen, o wie wohl wird einem dabey! Das ist hier kein Opernhaus, das ist kein erleuchteter Baal - Saal, sehen Sie, dort geht ein Bauer im Dreck, aber gottlob, er hat keine Treffen auf dem Kleide.

Zerbino. Nein.

Poet. Das heißt Natur, worin wir uns gee, genwärtig befinden. Nun muß ich mir noch die Taschen voll Kiesel stecken, meine Kinder spielen damit so gerne.

Zerbino. Das wird aber schwer zu tragen

geben.'

Poet. Ich weiß

der Poesie zu gefallen.

gentlich hin? Zerbino.

wohl, geschieht aber alles

Wo reifen Sie denn ei

Wir suchen den guten Geschmack.

Poet. Damit könnt' ich ihnen bald helfen; denn wenn Sie nicht, wie ich nicht hoffe, das Ge= zwungene und Unnatürliche lieben, so erhalten Sie ihn von mir aus der ersten Hand. Der Mannig faltigkeit wegen aber können Sie sich nach unsrer Residenz begeben, wo es Ihnen an dem, was Sie begehren, gewiß nicht gebrechen wird.

Restor. Ist der Ort weit von hier?

Poet. So gar weit eben nicht, nur sind die Wege tief, wenn sie auch nicht lang sind. Nestor. Wie so?

Poet. Sehen Sie des liebreichen, nachgies bigen Sandbodens wegen, die Wege hier herum begnügen sich nicht damit, sich auf ihrer Oberfläche betreten zu lassen, man wird gleichsam mit Gewalt tief mit den Beinen hinabgezogen, das zeigt vom Erdboden eine gewisse Gastfreundlichkeit an, be= weist die vis centripeta, und hindert außerdem, daß man nicht gar zu flüchtig den reißenden Landschaften vorüber geht.

Zerbino. Sind die Gegenden hier herum

schön?

Poet. Zum Erstaunen. Wenn Sie eine Viertelmeile weiter hinunter kommen, so finden Sie

besonders einen Strauch, der so romantisch une merkwürdig ist, daß ich nicht genug davon zu sagen weiß. Was wollen Sie? Wenn der Staub nicht zu unmäßig ist, bleibt er fast den ganzen Sommer hindurch grün. O, wenn Sie dort vorbey kom= men, Sie werden die herrliche Aussicht nicht genug genießen können.

Zerbino. Was sieht man denn außer diesem Halbgrünen Strauche mehr?

Poet. Großer Himmel, ist Ihnen das noch. nicht genug? -O, dann sind Sie unersättlich, und taugen für die hiesige Poesie und Lebensweise nicht.

Nestor. Reden Sie mit mir, Hochgeschäße ter, ich bin eine Creatur, die Gottes milde Gaben beffer würdigt.

Poet. So begeben Sie sich also nach der Refidenz. Allenthalben (doch, daß ich im Patriotismus nicht zu weit gehe), fast allenthalben werden Sie bey den Poeten, Philosophen, Gelehrten, Geschäftsmännern, im guten Ton, in der Gesel= ligkeit, in Summa hoch von oben herab, bis unten zum gemeinen Manne hinunter ein Bild von meiner huldreichen Poesie antreffen. Philosophen für die Welt, Aufklärung, Gesangbücher, Predigten, Romane, alles, alles athmet den schönen Sinn der Humanität und Toleranz; alles wird mit Maß getrieben, keiner übernimmt sich, das Herz

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wird Ihnen lachen, wenn Sie die Vollendung dies ser Menschheit gewahr werden.

Nestor. Einen ganz gehorsamsten Dank, allerholdseligster Dichter. Nun laffen Sie uns eilen, mein Pring.

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(sie gehen ab.)

Helikanu §.

Helikanus. So sag' ich dir, o Welt, das
Lebewohl,

Im dicksten Walde will ich mich verbergen,
Wo keiner je von meinen Leiden hört.

Kein Wunsch, kein Sehnen zieht mich mehr zurück,
Ja meiner Brust ist alles längst begraben,
Was mich im Wahn für meine Zukunft hielt.
Geht scheu aus meinem Wege, bunte Blumen,
Lenkt nicht die Blicke nach mir Armen hin,
Die Einsamkeit, die dunklen grünen. Schatten,
Die Dede unter Felsenwänden soll

In Zukunft meine Heimath seyn. Nicht Frühling,
Nicht Herbst besucht den Abgeschied'nen dort.

Der Waldbruder aus dem Walde.

Waldbruder.

Es funkelt wieder in den Wald

hinein

Der liebe frühe Morgenschein,

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