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Zimmer des Prinzen Zerbino.

3erbino auf einem Ruhebette, Leander neben ihm. Si: camber, Selinus und Curio in einem Winkel eingeschla Hans-Wurst.

fen.

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Zerbino. Kein Wort mehr, kein Wort mehr, das ist ärger als Arsenik. Diese Eintheilungen, die wie mit Schießpulver gesprengt sind, verrücken mir. erst ganz den Kopf.

Hans-Wurst. Mein Prinz, es ist nur um die Uebung zu thun, so werden sie es bald gewohnt. Zerbino. Ich will nichts gewohnt werden, das ist eben das wahre Unglück, daß man sich leicht gewöhnt.

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Hans Wurst. Das ist denn was anders. Freylich ist die Gewohnheit, wie ein überwachter Gelehrter, der bey seiner Dehllampe gar nicht bes merkt, wenn der herrliche Morgen wieder heranbricht.

Zerbino. Sehr wahr, wenn ein Bild Wahrheit haben kann.

Hans-Wurst. Warum wollen Sie einer ars men Metapher nicht die Wahrheit gönnen? Es ist ja das Wenigste, was sie haben kann. Zerbino. Ich gönne sie ihr.

Hans-Wurst. Das Leben eines solchen poetischen Bildes ist ein armes, sehr kurzes Leben, mit dem man etwas mehr Mitleid haben sollte: es entAteht und vergeht, ohne gewürdigt, ja fast ohne

bemerkt zu werden, man rangirt es höchstens, wie die Blumen in Register, wie auch unser Herr Leander hier gethan hat, und doch, mein Prinz, ist eine einzige Blume mehr werth, als zwanzig, ja hundert solcher Register.

Zerbino. Du solltest mir so ein Buch von Grundsäßen schreiben, Hofrath.

Hans-Wurst. Das wäre eine Sünde gegen die vernünftigen Grundsäge.

Zerbino. Warum?

Hans-Wurst. Weil ich den Grundsäßen und dem Zusammenhange zu gefällen die Bücher mit Abgeschmacktheiten würde füllen müssen, und da dergleichen gegen meine Grundsäße läuft, so nenne ich es eine Sünde gegen die Grundfäße.

Leander. Herr Hofrath, Ihr seyd ein So

phist.

Hans Wurst. Wie man's nimmt, aber es kommt mir auf keinen einzigen Nahmen an, und darum will ich mich auch gegen diesen nicht wehren.

Zerbino. Hofrath, ob du gleich ein geborner Narr bist, so bist du doch der vernünftigste Mann im ganzen Lande.

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Hans Wurst. So behauptet es ja nicht in Eurem eigenen Lande, sonst habt Ihr die Stime menmehrheit gegen Euch.

Zerbino. So sind wir beyde quf die Art die einzigen Klugen; du, indem du vernünftig bist,

ich, indem ich das Gefchick habe, deine Vernunft

zu bemerken.

Leander. Das ist gerade Ihre Krankheit, dergleichen irrige Meinungen zu hegen.

Zerbino. Beweise, daß sie irrig ist.

Leander. Weil, indem, wenn es mir erlaubt wäre, wollte ich mich doch erst auf einige Zeit nach Hause verfügen, um da zu Papier mei= ne wichtigsten Einwürfe zu verfassen, und nachs her das Conzept in's Reine zu schreiben.

Zerbino.

In's Reine wirst du es nimmer.

mehr schreiben, Gelehrter..

Hans-Wurst. Die Natur hat ihn, wie seines gleichen, selbst nur so auf's Concept hingeworfen; er ist ein's von den falschen Worten, das sie auszustreichen vergessen hat, und darum zerbre chen wir uns nun über dem Zusammenhang unnüherweise den Kopf.

Zerbino. Ha ha ha! O das könnte eie ́nen so gesund wie einen Fisch machen, wenn man immer in dem Humor bleiben könnte.

Hans-Wurst. Wenn man nur immer die Courage behielte, aber so läßt man sich gar zu leicht von der Altklugheit, dieser französischen Mamsell, herausweisen, und läuft der Dummheit in die Arme, um bey den Dummen nur für beständig zu gelten.

Zerbind. Was ist die Dummheit?

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Hans-Wurst. Ein Wesen, das allenthalben und nirgends wohnt, weil, wenn die Nachfrage umgeht, jeder Wirth diesen Miethsmann verläugnet. In der Pußstube wird er gepflegt und gehätschelt, in den Armen des Richters, des Fürsten, des Ministers, des Schulmeisters, des Tas backrauchers liegt er wie Johannes zärtlich am Herzen, und keiner ließe ihn sich nehmen, eher das Le= ben. Mit Bändern wird er aufgepugt, in Marmor gebunden und in die Bibliotheken gestellt, für die Geliebte, oft für den Sohn ausgegeben, selten oder nie gegen den Verstand ausgetauscht.

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Zerbino. Warum verläugnet aber jeder diesen Miethsmann, wie du ihn nennst?

Hans-Wurst. Die Ursache ist ganz simpel folgende. Als die Erde fertig war, sagten die Engel unter einander: Aber, lieber Himmel, was soll nun das arme Menschengeschlecht anfangen? da es sterben muß, wird es sich ewig vor dem Tode fürch= ten, da Krankheiten, Plagen und Schmerzen tażfend offene Thore am Körper finden, werden sie keine Minute ruhig seyn, nun haben sie gar vom Baume des Erkenntnißes genascht, die Augen sind ihnen so sehr aufgegangen, daß sie ihnen übergin gen, sie haben die unglückselige Vernunft erwischt, sind aus dem Paradiese gejagt, und laufen nun in ihren Pelzen hin und her, und wissen nicht, wie sie sich die Zeit vertreiben sollen; dieselbe Zeit, die sie

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gerne festhalten möchten, um spät und immer später dem unvermeidlichen Grabe überliefert zu werden.

Da die Engel sich so unterredeten und alles überlegten, fingen die meisten vor Mitleid an zu weinen.

Zerbino. Wirklich? Ich hätte nicht geglaubt, daß die Engel so gutmüthige Thiere wären.

Hans-Wurst. Sie sind so übel nicht. Einer unter ihnen, der der weichherzigste war, fiel endlich auf ein Mittel.

Zerbino. Ich bin neugierig.

Hans-Wurst. Im Paradiese lag eine Art von Küchengarten hinter dem eigentlichen Park, der bloß für die Thiere angelegt war. Denn hier wuchs unter andern Kräutern auf mancherley Art die Dummheit, die diese unschuldigen Erdbürger fo liebenswürdig macht. Hierher verfügte sich der Engel mit seiner Frau, denn alles stand in der schönften Blüthe; sie sammelten die Frucht, die wie Baumwolle wuchs, und drehten sie zu einer niedli chen Puppe zusammen. Diese nahm der gutherzige Engel unter seinen Mantel und ging damit zu den Menschen. Sie faffen gerade bey Tische, und er zählten sich bey der Suppe ihren kläglichen Fall. Send ruhig, rief der Engel aus, denn ich bringe hier euren Trost. Was ihr gegessen habt, war ein Apfel, der Baumflecke hatte, und darum seyd ihr dumm geworden, und haltet das in der Verblen

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