Vergönnt den spielenden Geiste die Flur zu zeichnen, Lebet wohl! dru. not (Ein Jägermarsch, Prologus geht ab.) Curio. Wie befindet sich der Prinz? Selinus. Immer noch beym Alten. Es wird mit jedem Tage schlimmer. Curio. Aber in aller Welt, was soll daraus werden, und gibt es denn gar kein Mittel dagegen? Selinus. Man sagt, es sey alles nur die Anstellung eines bösen Geistes, der diesem Reiche seine Macht und Größe beneidet, er will den Glanz unseres Hofes verdunkeln, und auf diese Art das Oberste zu unterst kehren. Sicamber tritt auf. Curio. Nun, Sicamber? Sicamber. Nun, Curio? Curio. Hast du den Prinzen heute schon ge fehen ? Sicamber. Ja wohl. Curio. Und er wird mit jedem Tage dummer, wie man sagt? Sicamber. Dummer? Erstaunen, meine Herren. Sie sehen mich in Selinus. Nun, oder einfältiger, nennen Sie es wie Sie wollen, genug, die Hauptsache ist doch einmahl wahr. Sicamber. Einfältiger? wüßte! daß ich nicht Curio. Nun, wie willst du denn seine Krankheit nennen? Sicamber. Ich mag ihr gar keinen Nahmen geben, denn ich mag nichts zu verantworten haben. Es ist die Krankheit, die der Größe so oft zu fol= gen pflegt, von der man lieber gar nicht spricht, die sich nicht beschreiben und noch weniger beurtheilen läßt. Der Arzt aus dem Innern des Pallastes. Arzt. Ihro königliche Hoheit sind jest damit beschäftigt, ein wenig zu ruhen: es kann wohl bald besser werden. Selinus. Wie mag diese Krankheit entstan den seyn, lieber Herr Doctor? Arzt. 3u große Anspannung der Gehirnnerven. Wenn man den menschlichen Geist mit einer Springfeder vergleichen dürfte, so möcht' ich wohl sagen, daß die gute königliche Hoheit seinem Wige zu viel gebothen hat, und daß nunmehro die Ela sticität darunter gelitten. Curio. Ich prophezente das gleich, als er sich ben Wissenschaften ergab. Arzt. Er hätte es nicht thun sollen, es gereicht ihm zum Ruhme, sie zu beschüßen, aber gleichsam aus seinem Pallaste in die Philosophie und Literas tur hinein zu ziehen, daraus mußte sich nothwendig ein solcher kläglicher Fall ergeben. Curio. Was haben Sie für Hoffnung? Arzt. Die beste Hoffnung von der Welt, ich denke, wir sollen das Trepaniren nicht nöthig haben. Selinus. Das verhüthe der Himmel! Art. Nein, ich denke, daß wir dem wohl aus dem Wege gehen werden, daß wir umhin köns nen. Die Diät muß das Beste thun. Curio. Er beobachtet sie doch ohne Zweifel? Arzt. Sie thun noch immer zu viel mit Lesen, besonders der angreifenden. Sachen. Ich habe Journale verordnet, auch einige Musenkalender, aber fie gehen mir zu sehr auf die schwere Kost, als da gibt es manche Dichter, die die Phantasie beschäf= tigen, das taugt in den Umständen nun und nim= mermehr. Selinus. Jezt ist gerade der kritische Zeit punct. Arzt. Ja, es muß sich nunmehro bald zur Tollheit, oder zur ordinären Vernunft entscheiden, so in der Schwebe hält sich's unmöglich lange mehr. Der hohe Patient fragten mich heute: welches ich für die beste Regierungsform hielte, ich merkte mir das Symptom, und verspürte auch augenblicklich am Pulse eine merkliche Veränderung. Wir müfsen nun nur in Geduld den neunten Tag abwarten. Hans-Wurft schnell herein. Selinus. Herr Doctor! Herr Doctor! Selinus. Der Prinz schreyt nach Ihnen, ich glaube er will sterben. Arzt. Poß tausend! da muß ich dabey feyn. Curio. Sterben ? der Pring? (schnell ab.) Hans-Wurst. Ja, meine Herrn, er wird den Augenblick abscheiden, und uns und das Reich in trostlose Waisen verwandeln. Wir kriegen so einen hoffnungsvollen Kronprinzen nicht wieder, und wenn wir alle mit den Raben in der Wette lebten. Selinus. Wie ist er denn aber so viel schlim mer geworden? Hans-Wurst. Werther Herr Selinus, er hielt mich für den Herrn Hofgelehrten Leander, und das war schon gleich kein gutes Zeichen, darauf hustete er etliche Mahl, und behauptete, die Welt sey ewig, denn die Masse wäre unvergänglich. Ich erschrak, und führte ihm zu Gemüth, daß der jüngste Tag die schönste Widerlegung sen, um ihn nur wieder auf den rechten Weg zu lenken, da warf er mir aber ein, daß der Aetna viel leichter den ganzen Philosophen Empedokles habe verdauen kön |