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Cronslé hat zu seinem Buche die bekanntesten und zugänglichsten Werke benutzt: Gervinus, Darzel-Guhrauer, Stahr, Schmidt, Schwarz, Devrient. Man wird es entschuldigen, dass ihm mancher zur gelehrten Kenntniss Lessing's nützliche Beitrag entgangen ist, z. B. Hebler's genaue Lessingstudien. Der Verfasser hat daraus ein selbständiges Buch gearbeitet, mit durchaus originalem Urtheil, höchst anziehend geschrieben, in jedem Falle für uns von ungewöhnlichem Interesse. Es konnte nicht fehlen, dass vielfach neue Gesichtspunkte sich dem fremden Blatte boten, auf die wir bereitwillig eingehen müssen. Und wenn der Mittelpunkt und Kernpunkt des Cronslé'schen Buches der Kampf gegen die Dramaturgie ist, so können wir es uns immerhin gefallen lassen, wenn dem stürmischen, unterschiedslosen Enthusiasmus ein leiser aber wohlthätiger Dämpfer aufgesetzt wird. Vergessen wir ja nicht, dass Lessing von solchem Enthusiasmus so wenig hielt, dass er die Bewunderung nicht einmal als dramatisches Motiv wollte gelten lassen.

Cronslé's Buch zerfallt in zwei Theile, deren erster eine biographische Skizze von Lessing's Leben und Wirken ist, der zweite unter der Ueberschrift le théâtre zuerst Lessing's negative Kritik, dann seine dogmatische Kritik, endlich seine eigenen dramatischen Leistungen bespricht. Da hier nur die Hauptsachen berührt werden können, so möge als besonders interessant zunächst der eben genannte Versuch bezeichnet werden, Lessing's dogmatische Kritik, d. h. eine didaktische Auseinandersetzung seiner Meinungen über Poesie erwähnt werden nach den drei Beziehungen seines Verhältnisses zu Aristoteles, zu Shakespeare und zu Diderot. Sehr lehrreich ist darin die Parallele zwischen ihm und Diderot in Hinsicht auf das von beiden gleichzeitig cultivirte bürgerliche Drama. Lessing war ja freilich zunächst kein Systematiker, mehr ein philosophischer Kopf denn ein Philosoph, und es würde ein vergebliches Bemühen sein, nach irgend einer Seite hin planvolle Einheit in seinen Doktrinen herzustellen. Dennoch aber ist es instruktiv, sowie es Cronslé gethan hat, irgendwie ein Ensemble seiner letzten Grundsätze zu ergreifen und dabei auch nicht die Unverträglichkeiten seiner Theorie zu übersehen, die sich weniger aus der abgerissenen Art seiner literarischen Wirksamkeit, als aus dem Streben ergeben, aristotelische Dogmen mit dem Anerkenntniss genialer Regellosigkeit zu versöhnen, was wie ein Schatten der schon nahenden poetischen Revolution auch in Lessing's Geist fiel. Es müsste einmal versucht werden, in ähnlicher Weise aus Goethe und Schiller's Schriften und Briefen die Grundzüge einer klassischen Poetik zu entwerfen, die ja nothwendig mit derjenigen Lessing's bemerkenswerthe Berührungspunkte baben müsste.

Auch dem Abschnitt über Lessing's Theater fehlt es nicht an feinen Bemerkungen. Die Beurtheilung der drei Hauptdramen, bleibe sie auch, wie schon bemerkt, hinter unserer Würdigung weit zurück, wird man doch ertragen können. In Nathan sieht Cronslé vor Allem das Tendenzstück, er stellt ihn darin mit den beiden Jugendstücken: die Juden und der Freigeist zusammen. Das Stück lässt, sagt er, kalt trotz aller Schönheiten. Es ist zu viel Absicht darin. Es hat kein dramatisches Interesse. Es verdanke dem ersten dramatischen Theile seinen wohlverdienten Ruhm in Deutschland, où l'on considère la pensée comme le plus haut genre d'action, der zweite Dramatiker würde nicht genügen, um es auf einer französischen Bühne durchzubringen. Le plan vaut mieux que la pièce. Kaum ein Wort von den drei Ringen, und das reiche ethische Leben des Stückes auf die dürre Formel gebracht: Selon Lessing, les oeuvres et non la croyance sont la marque sûre du chrétien. Die Charaktere erscheinen dem Verfasser blass, vag gezeichnet und dabei einander zu ähnlich. Bemerkenswerth ist das, was er über den Tempelherrn sagt, in dem er gleichwie in Tellheim, Lessing's dramatische Lieblingsfigur, Züge von Lessing's geistiger Persönlichkeit selbst wieder findet: C'est un caractère où l'on reconnait la marque germanique, et surtout celle de Lessing. De la susceptibilité bizarre du templier et de

la libéralité aveugle de Saladin se compose le caractère du major de Tellheim, dans Minna: et c'est évidement la création favorite et la plus originale de l'auteur. An einer andern Stelle: Cette prodigalité, cette imprévoyance, cette susceptibilité sauvage comptent parmi les traits de son caractère.,

Das Angeführte genügt, um zu erkennen, dass Cronslé im Punkte der gerechten Gesammtwürdigung Nathan's das Richtige nicht getroffen hat. Man erinnere sich der Urtheile von Gervinus, von Strauss, von Kuno Fischer, von Auerbach, alle Parteien baben sich bei uns über dieses Theaterstuck so ziemlich geeinigt, und es scheint in der That, als ob sein unverganglicher Werth doch noch andere Grundlagen und Garantien hat, dass es nicht steht oder fällt mit der Bejahung und Verneinung des religiösen Programms, das es enthält.

Denn seltsamerweise: das äusserlichste Verständniss der Parabel ist ja bei uns ein streitiger Punkt. Erst ganz vor Kurzem hat Prof. Erdmann, der Nathan doch gewiss zu schätzen wissen wird, in seinem Grundriss der Geschichte der Philosophie, in allem Ernst die Meinung ausgesprochen, Lessings eigene Stellung zu der betreffenden Frage und Nathan's Meinung sei aus dem Märchen gar nicht ersichtlich. Alles kommt nämlich auf die Auslegung der Stelle: „Und hatte die geheime Kraft, vor Gott und Menschen angenehm zu machen. Also ein Ring hatte sie doch. Doch dies beiläufig. Die Charakteristik in Minna von Barnhelm findet Cronslé im Allgemeinen natürlich und gut durchgeführt. Doch tadelt er auch hier Monotonie. Tellheim's Figur findet er sonderbarer Weise mehr national als individuell, womit er der Nation nichts Verbindliches sagen will, wie er denn überhaupt gelegentlich vom bon peuple Allemand und seiner Geduldigkeit gar sehr in einer Weise spricht, die der Correctur bedürfte. Alles in Allem soll Minna kein Meisterwerk der Gattung sein. Wir Deutschen würden uns inzwischen frenen, wenn wir im gesammten Umkreis unserer Literatur ein gleich werthrolles Lustspiel besässen.

Emilia Galotti, „der radikalste Protest gegen den aristokratischen Geschmack der französischen Tragödie," scheint dem Verfasser das beste der Lessing'schen Stücke zu sein. Die Charaktere sind tief angelegt, die Handlang bewegt sich stetig und wahrscheinlich fort. Auch Marinelli, gegen den Frau von Staël Einwendungen erhoben hatte, ist wohl gelungen. Il a une aisance de roué qui ne lui messied point, wie der hübsche Ausdruck lautet.

Aber der Stil ist nach Cronsle's Meinung die schwache Seite des Stückes. Es finden sich über Lessing's Stil, den prosaischen wie den poetischen, in unserm Buche viele gute. z. Th. neue Bemerkungen. Den Stil in Nathan wie in Emilia tadelt Cronslé übertrieben. Man merkt es, die bei aller Sprödigkeit doch seelenvolle Tiefe auch der Sprache Nathan's hat den Franzosen nicht ergriffen, es ist dazu ein überaus feines Verständniss der Sprache erforderlich. Und man kann sagen, dass wie Lessing selbst über die franzosischen Tragiker auch aus dem Grunde zu ungünstig geurtheilt zu haben scheint, weil er die feinsten Feinheiten ihrer Sprache nicht völlig erkannt, so ihm hier das Gleiche widerfährt. Unser Verfasser sieht vielfach nur die Mängel in der Sprache von Lessing's Dramen. Les vers et la prose de Lessing se ressemblent: souvent pleins de sens, mais trop communément convulsifs, gâtés par une trivialité volontaire, et sans un seul développement ample et suivi, qui donne carrière à l'éloquence de la passion et soulage l'esprit d'une tension continuelle. Aber noch mehr: familiarisé de bonne heure avec l'étude de notre langue, il a lu presque tous nos auteurs. On reconnaît chez lui des tours et des phrases de Voltaire et de Diderot; son style a souvent une allure toute française. Notre littérature pourrait donc revendiquer une certaine part dans les mérites littéraires du meilleur des prosateurs allemands. In jedem Fall eine interessante Meinung, und der es vielleicht an Wahrheit nicht ganz fehlt. Vielmehr scheint der letzte Gesichtspunkt für das Verständniss Lessing'scher Diction nicht unfruchtbar zu

sein. Freilich sind die wesentlichen Züge derselben davon gar nicht berührt: das begriffliche Gepräge, das überall den logischen Gliederbau durch die lebensprühenden Perioden hindurchblicken lässt, glänzende Trockenheit, wie man von Kant und Aristoteles gesagt hat, haarscharfes Raisonnement eines so zu sagen brennenden Verstandes. Ist Lessing's Stil mustergültig, so ist er es sicherlich nicht im Sinne einer farblosen Classicität. Die eigensten Geisteszüge des grossen Mannes spiegeln sich darin auf's allergenaueste, Lessing's Stil ist durchaus individuell und eben darum so vortrefflich.

Der angeführte Ausspruch über französische Einflüsse, die man bei Lessing wahrnehmen könne, steht in unserm Buche nicht einzeln da, vielmehr gehört es unserer Meinung nach zu dessen Vorzügen, wo die Gelegenheit sich bot, auf solche Einflüsse hingewiesen zu haben. Mag immerhin ein Körnchen nationaler Präoccupation mit im Spiele sein (es war denn ja auch bei Lessing im Spiele) es haben sich aus der feinspürigen Untersuchung, auch wo sie hin und wieder in kleinliche Prioritätsdebatten auszuarten drobt, bemerkenswerthe und für Lessing's Art zu schaffen wichtige Resultate ergeben. Was sich auf solche Weise herausstellt, wenn es irgend haltbar ist, müssen wir anerkennen, um unsere auf unerschütterlicher Grundlage ruhende Verehrung des herrlichen Mannes von dem Verdachte jedweder Unechtheit zu bewahren. Wie nach ihm die Vorzüglichkeit des Christenthums nicht solidarisch ist mit der Unanfechtbarkeit der Bibelautorität, so soll auch unser Lessing-Cultus von keinem Urtheil über die Genesis Lessing'scher Ideen berührt werden können. Cronslé hat insbesondere auf Lessing'. kritische Methode ein helles Licht geworfen durch die durchgeführte Parallele mit Bayle, dem Lessing zuerst nach Form und Inhalt folgt, von dem er dann in wesentlichen Punkten abweicht, um eigene Bahnen einzuschlagen. Cronslé hat gerade in diesen Fragen einen ungewöhnlich klaren Blick, was er über Lessing's religiöse Kritik sagt, wird man unterschreiben müssen. Er hat Lessing die richtige Stellung angewiesen zwischen Intoleranz und Impietat, seine bei uns nicht selten verkannte Vermittelungsrolle. Lessing's Kritik ist weit weniger subversiv als die Voltaire's, sie ist aber principiell energischer, insofern er die Freiheit der Discussion um ihrer selbst willen verficht, während nur das Ecraser l'infâme die Parole der französischen Philosophen des 18. Jahrhunderts war. Lessing war nirgends radikal, wo er es am meisten scheint und sein wollte, in dem Verhältniss zur französischen Tragödie, da hat er wirklich in seiner dramatischen Praxis die Extravaganzen seiner Theorie ermässigt. Denn „Lessing est plus hardi en paroles qu'en fait contre des principes, dont il sent au fond la solidité, quoiqu'il en blâme l'exagération." Hiermit berühren wir das Gebiet, welches für den Verfasser das ergiebigste und dankbarste war, seine Abwehr der Angriffe, die der Dramaturg Lessing gegen das französische Theater gerichtet hat. Cronslé hat dieser Abwehr einen Haupttheil seines Werkes gewidmet. Er prüft zuerst Lessing's Theorie des französischen Theaters, dann sein Verhältniss zu den einzelnen Dichtern, zu Corneille, Racine, Voltaire, dann zu denen zweiten Ranges, endlich zur französischen Komödie. Es würde zu weit führen, bier in Einzelheiten einzugehen. Nur soviel sei bemerkt, dass wir Deutsche zwar an Lessing's Polemik in ihrem ganzen Umfange entfernt nicht glauben, dass sie von unsern nachschlegel schen Literarhistorikern vielfach auf ihr berechtigtes Mass herabgesetzt ist, dass wir unbefangen darüber zu urtheilen beginnen, wie sich in höchst bemerkenswerther Weise ein ahnlicher Umschwung der Meinungen über Franzosenthum selbst auf abstract-linguistischem Gebiete vollzieht dass aber trotz alledem die edle classische Tragödie der Franzosen noch bei weitem mehr, wenn der Ausdruck gestattet ist, in der öffentlichen Meinung Deutschlands rehabilitirt ist, so wie sie es verdient. Cronsle's systematische Kritik der Dramaturgie in ihrer wohl orientirenden Vollständigkeit ist darum noch immer nicht zu spät gekommen. Sie ist gelegentlich etwas ärgerlich, im Ganzen aber einsichtig

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und taktvoll. Er verkennt gar nicht die grosse historische Bedeutung und Berechtigung jenes Werkes wenngleich wir diese grossartige Bedeutung noch scharfer betont wünschen müssen aber er zeigt, wie Lessing doch vielfach über das Ziel geschossen hat, wie er die wirklich vorhandenen Mängel mit Unrecht den Meisten zur Last legte, wie seine Argumente keineswegs auf der Höhe seiner Intentionen waren. Auch der soviel besser verstandene Aristoteles lässt vielleicht Corneille's Grösse unangetastet, Racine hat Lessing verkannt, Molière erheblich unterschätzt. Cronslé nimmt sich der beleidigten Tragödie, die bei uns leider noch immer eine gestürzte Grösse ist, mit Wärme an. Er wird jedoch auch bei uns Sympathien finden. Ebert in seiner Entwicklungsgeschichte der französischen Tragödie hat gewiss den richtigen Gesichtspunkt gefunden. Man gestatte uns, die schönen Eingangsworte eines Aufsatzes des Philosophen Taine über Racine (Nouveaux essais de critique et d'histoire) hier anzuführen: Comme Shakespeare et Sophocle Racine est un poète national; rien de plus français que son théâtre; nous y retrouvons l'espèce et le degré de nos sentiments et de nos facultés. L'abolition des moeurs monarchiques a beau lui nuire; même sous notre démocratie il retrouvera sa gloire; son génie est l'image du nôtre; son oeuvre est l'histoire des passions écrite à notre usage; il nous convient par ses défants et ses mérites, il est pour notre race, le meilleur interprète du coeur.

Was wir aus Cronsle's Buch mitgetheilt haben, hat vielleicht, auch wenn es allerdings aus einer festgeschlossenen Darstellung herausgerissen ist, genugt, um auf dasselbe als auf einen beachtenswerthen Beitrag zum Verständniss Lessing's hinzuweisen. Man kann versichert sein, dass man es nach aufmerksamer Lektüre aus der Hand legt, ohne an der treuen Liebe zu Lessing den geringsten Schaden gelitten zu haben, dem Manne mit dem schneidigen Geiste und der unverschnörkelten Sittlichkeit, die an Ganzheit und Integritat des Wesens Keiner übertraf, und dessen Geburtstag auch zu den Familienfesten unseres Volkes gehört.

Berlin am 22. Januar 1867.

(Lessing's Geburtstag.)

Dr. Imelmann.

Recherche sur l'origine de la ressemblance et de l'affinité d'un grand nombre de mots qui se retrouvent dans le Français, le Danois, l'Islandais, l'Anglais, l'Allemand, le Latin, le Grec et le Sancrit, par B. B. Copenhague. Chez Thieme, imprimeur. 1866. 233 S. gr. 8.

Vor nicht gar langer Zeit erblickte die literarische Missgeburt einer krankhaften Phantasie das Licht der Welt: ich meine das keltische Wörter. buch von Obermüller. Die Wissenschaft straft solche Scharteken, die mit rührender Naivetät die Ergebnisse der neueren Sprachforschung ignoriren und in den tollsten Phantasien einhertanzen, mit schweigender Verachtung und schreitet gelassen weiter. Wenn aber wieder und wieder solche Sumpfblasen aus dem Morast einer wahnsinnigen Unwissenheit auftauchen, wenn mit solcher unglaublichen Unbefangenheit und Zuversicht der Wissenschaft ins Gesicht geschlagen wird, wie in dem vorliegenden Buche, so ist gebührende Zurechtweisung an ihrem Orte. Giebt es doch harmlose Seelen in Menge, die an den Unsinn glauben, wenn er ihnen unglücklicherweise in die Hande fällt. Wir werden zeigen, dass der Verfasser keine der Sprachen versteht, von denen er redet; er kennt nicht einmal die, in welcher er schreibt. Abschend von unfranzösischen Wendungen will ich zum Beweise nur einige grobe grammatische Fehler aus einer grossen Menge herausheben: Vorrede

S. 2 heisst es après ce que les peuples étaient sortis für après que; de Flandre auf derselben Seite ist vielleicht einer der unzähltgen Druckfehler. Vorrede S. 4 heisst es jusqu'à ce qu'ils auront für jusqu'à ce qu'ils aient; S. 2: avant que les Gaels y pénétrèrent statt pénétrassent; S. 4: qui ne peuvent pas être introduits statt avoir été introduits; S. 5: communs pour statt commun à. S. 7; il est plus vraisemblable, qu'il y ait statt quil y a; S. 9: du reste de Danemarc statt du; S. 17: je ne prétends pas d'être versé statt être versé; S. 121 sogar je m'ai trouvé restreint statt je me suis trouvé restreint; auf derselben Seite: quoiqu'il est statt soit; S. 223 un fait bien digne de remarquer statt d'être remarqué, u. s. w.

Nun kann man ein tüchtiger Gelehrter sein, ohne gerade ein korrectes Französisch zu schreiben; aber in diesem Falle ist es gelinde gesagt unklug, sich desselben zu bedienen. Ich kenne Obersekundaner, die bessere Sprachkenntnisse haben, als der Verfasser des vorliegenden Buches und sich trotzdem nicht schämen, ihre französischen Arbeiten vom Lehrer korrigiren zu lassen; dasselbe rathen wir Herrn B., wenn er was wir jedoch nicht hoffen wieder ein solches Werk in die Welt senden will.

Herr B. bittet am Schluss der Vorrede um Nachsicht. Wer Anspruch darauf macht, eine wissenschaftliche Arbeit geliefert zu haben, der hat nicht die Pflicht, nein, das Recht, zu fordern, dass die Kritik mit unnachsichtlicher Strenge gegen ihn verfahre. Und gar um Nachsicht bitten, wenn man den Ansichten der bedeutendsten Gelehrten entgegentritt lächerlich!

Leider ist bei literarischen Fehden häufig gegen den Anstand gefrevelt worden, indem man Persönlichkeiten hineinzog, und das bedauern wir von Herzen, aber Strenge, rücksichtslose Strenge ist besonders auf dem für Phantastereien so ergiebigen Gebiet der Wortforschung unumgängliche Nothwendigkeit.

Herr Obermüller spürte in allen geographischen Namen, in semitischen so gut wie indogermanischen, keltischen Ursprung aus einer ähnlichen Manie ist Herr B. verfallen: auch er sieht überall Kelten, in Etrurien so gut wie in Dänemark, in Norddeutschland so gut wie im nördlichen Frankreich. Nur ein Unterschied ist zwischen beiden: Obermüller weiss wenigstens ungefahr, was keltisch ist, B. hat keine Ahnung davon; in seinem ganzen Buche kommt kein keltisches Wort vor.

Es wäre thöricht, alles was der Verfasser in buntem Wirrwarr durcheinanderschwatzt, zu widerlegen; *) es giebt in dem ganzen Buche keinen Satz, über den nichts zu sagen wäre. Ich theile nur einiges aus des Buches Inhalt mit, um den Leser zu unterhalten obgleich es betrübend ist, dass in dem Zeitalter eines Jacob Grimm, eines Bopp, eines Zeuss, eines Diez noch so etwas möglich ist.

Zunächst sehen wir zu, welche Kenntniss der einzelnen von ihm misshandelten Sprachen der Verfasser zu seiner „Untersuchung" mitbringt.

Von seiner Kenntniss des Französischen hatten wir schon Proben. Dass er im Sanskrit nicht sehr bewandert ist, sagt er selbst. S. 17. Das Sanskritalphabet kann er nicht lesen. S. 121.

Von Seite 122 ab stellt er eine Menge von Sanskritwörtern auf und vergleicht was nur ähnlichen Klang hat in buntem Wirrwarr natürlich stimmt manches als urverwandt überein. Hier einige Proben:

*) Wenn es sich um eine wissenschaftliche Arbeit handelt, sucht man irrige Ansichten zu widerlegen. Hätte der Verfasser Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, so würden wir ihm beweisen, dass abonder vom lat. ab-undare kommt und mit bon nichts zu thun hat; dass das altnordische marr (nicht merr wie der Verfasser schreibt) mit dem von Pausanias 10, 10, 4 mitgetheilten altkeltischen marca (althochdeutsch marah), nimmermehr aber mit franz. mère von lat. mater zu vergleichen ist, dass comme vom lat. quomodo kommt, dass klar ein lat. Lehnswort ist, u. s. w.

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