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dort deinen Schnabel so geschwind darinn? Geh, beis mir die Nuss auf, und beis dir keinen Zahn nit aus. Ihr vermeint halt villeicht, est ist kein so grosse Sündt nit umb die Ehrabschneidung in deme doch kein grösseres Laster nit ze finden ist als dises. Dann durch die Ehrabschneidung werden drey tötlich verwundet: Erstlich versündiget sich tötlich derjenige, so dem andern die Ehr abschneidet, andertens so Einer gern zuehört und der dritte, deme es geschicht, leidet für sich selbst eine. tötliche Wunden an seinem ehrlichen Namen. Jetzt aber sagt mir Einer: wie soll ich dann thuen, wann ich gähling zu solchen komme, oder wann sie mir selbst in das Haus laufen, erzählen, wie es da und dort hergehe. Ein brinnendes Scheit von dem Herd hinweg nehmen und sie zum Haus hinausjagen, ist nit alzeit rathsamb, aber doch wäre es schon zue Zeiten guet, wann mans thäte. Ich, was mich anbelangt, gibe einem solchen Zuehörer diesen Rath, dass, wann er da und dort villeicht von andern Leuten übel reden hört, er solle, wann es kommentlich) seyn kann, einen andern Discurs einfüehren, solle ein saures Gesicht machen, sich stellen, als er es nit gern höret, hernach kombt solchen Ehrabschneidern auch schon ein Verdrus, sie werden bald aufhören von disen Sachen zu reden, wann sie sehen, dass man ihren Reden nit gern zuehöre. NB. oder man muss gar darvon gehen, dises ist noch das beste Mittel. Uebrigens haben auch die unverschämten, gottlosen und ehrabschneiderischen Zungen einen übeln Lohn zu hoffen, welches desto besser zu bezeugen, wie nemblich die Ehrabschneider sowohl hier als dorten von der göttlichen Gerechtigkeit sehr jämmerlich gestraft werden, bringe ich aus vilen andern nur ein Exempel von einem Geistlichen herbey [man muess nit vermeinen, dass die Geistlichen alle fromb seyen, somit auch nit alle löyt, es gibt sowohl schlimme als fromme, wie unter 'andern]. Diser Geistlicher ware ein wohl gestudierter und vornehmer Mann, auch in seinen Verrichtungen ansonsten ganz fleissig und embssig; unter andern aber hatte er dise schändliche Untugend an sich, dass er keinen kunnte vorbeigehen assen, deme er nit ein Klemperl**) anhenget: er wusste ja cinem

opportunum. **) Alem. Shlätterling anhenken."

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jeden einen Tadel zu geben. Kommete er hin wo er wollte, so hörete man nichts anders von ihm als Ehrabschneiden und übles nachreden. Aber Gott kunnte dises Laster nit lang mehr ungestraft lassen und damit er der Nachwelt einen Schrecken und Beispil hinterliesse, streckhete er in seinem Totbett die Zung ganz erschrecklich heraus, konnte auch selbe nit mehr hineinbringen, bis er also seinen unseligen Geist aufgabe. Sehet dann, wie jämmerlich gestraft werden diejenigen, so mit ihren Zungen Anderer ehrlichen Namen verletzten, und auch billich werden sie also gestraft, dann ein so grausam Sau, welche auf einmal alle Ehr einem Menschen verderbet und zerstöret, ist ja würdig, dass man's lebendig schinde, ringle und zwar öfters ringle, damit sie ein anders mal nit so tief mehr hineingraben könne. Heint hette ich mich wohl versechen auf das Sauschinden, aber ich muess einmal aufhören, damit es der Sau nit verschmachtet.*) Wie wird es aber jetzt hergehen. Ich will sagen, die Jäger seind keine Schelmen nit und hab doch gesagt, sie haben Rehböck, Wildschwein und Hirsch gestohlen. Will es gern sehen, wie ich dises herausbring. Ich sage halt also: die Jäger seind Schelmen, aber nit alle, die H. Stadtjäger ausgenommen. Auch nit alle Jäger auf dem Land seind Schelmen, und zwar, damit ich mein Sach recht herausbringe, so will ich anjetzo probieren und darthun, welche aus denen Jägern die grössten Schelmen und Dieb seind, [muess grad lachen] dises seind die grössten Schelmen und Dieb, welche zum schärfsten auf die Wildbrätschützen gehen. Sag es noch einmal, diese seind die grossten Dieb, welche zum schärfesten auf die Wildbrätschützen gehen. Ich därf es das dritte mal auch noch schon reden, dann es seind unterschidliche Leut da, die da zue hören und aufmerkhen, dise khönnen mir schon bezeugen, was ich geredet. Ich wollte selbst wünschen, die Sache wurde weiter gebracht, ich wollte schon bräf reden und mich verantworten. Nun aber, wie oder warumb seind dess die grössten Schelmen und Dieb, so zum schärfsten auf die Wildbrätschützen gehen? Will gleich sagen, warumb? Darumb seind dise die grössten Schelmen, weilen sie beständig hürten und nachgehen und ihnen

)'s verschmocht mich

=

verdriesst mich; bairisch.

also von den Wildbrätschützen nichts kann gestohlen werden und sie haben doch kein Wild in dem Forst. Ich gehe den Forst schon sehr oft auf und ab, hab doch noch niemals keinen Hirschen, Wildschwein oder Rechbock laufen sehen. Wer muess dann also das Wild stehlen, als sie selber, seind also auf die Weis die Jäger grössere Schelmen und Dieb. Vermeine nit, dass ich anjetzo was unrechts und unwahres geredet; hab dises auch nit aus Hass oder aus Neid gesagt, sondern nur dessentwegen, damit man ein anders mal nit so gäh darein gehe und gleich mit Prügel darein würfe wie bishero geschechen. Endte.

II.

Am Fest dess H. Apostels Thomae. *)

Wider das Aberglaubische Lesslen, Sortilegia, Divinationes, Vorkündigung konfftiger Sachen, und anderes Hexenwerck, warmit die Nächt der Heiligen Weyhnacht-Zeiten von vilen höchst verunehrt werden.

Non credam. Joann. 20. Vers. 25.

Ich wills nit glauben.

Nichts neues ist es sowol bey der Natur, als ihrem Urheber Gott selbsten, dass vil hundert Sachen, die etlichen schädlich seynd, andern zu grossen Nutzen geraichen. Die kostbare Artzney-Stain Bezuar, die in den Indianischen Schaaffen, Gaissen, Hirschen, vnd dergleichen Thieren gefunden werden, seynd ihr Vngesund, als wie die Blasen- vnd Nieren-Stain bey den Menschen, machen ihnen Schmertzen, weilen sie in ihnen, ex vitio stomachi, vom Vngesund dess Magens erwachsen, oder in den Wunden von den zusamben gesetzten, vnd verharteten Blut, vnd Aiter erwachsen. Dannoch von selben Thieren aussgelöst, seynd sie ein so treffliche Artzney wider das Gifft, geben zu Pulver zerstossen, vnd eingenommen dem Hertzen in grossen Schwachheiten ein aussbündige Stärck, dass sie destwegen dem Gold gleich gewogen, vnd geschätzet werden. Auss H. Schrifft

* Seelenwaide der christl. Shäfflen, von P. Amandus. Augsb. 1708. (Grätz.)

zureden, wer hätte vermainen sollen, dass die Gall von jenem Fisch, der dem jungen Tobias, als er den ersten Abend seiner Raiss bey dem Fluss Tygris die Füss waschen wollen, zuegeschwummen, solte was nutzes sein? Dannoch als der junge Tobias sich vor dem Fisch förchtend auffgeschryen: Invadit me! Er fahlet mich an! Sagte ihm der Engel Raphaël sein Raiss-Gespan, vnd Weegweiser: apprehende branchiam ejus, & trahe eum ad te. Ergreiffe ihn bey den Flossen, vnd ziehe ihn zu dir. Als dises geschechen, befalche er ihme weiter: Exentera hunc pifcem, & cor ejus, & fel, & jecur repone tibi, funt enim hæc neceffaria ad medicamenta utiliter. Entwaide disen Fisch, vnd darvon das Hertz, die Gall, vnd die Leber behalte dir auff, dann sie seynd sehr nutzlich zur Artzney. Dass nun das Hertz, vnd die Leber gut gewest, ware leicht zuglauben, weilen solche auch an andern Fischen gut seynd: Aber die Gall würfft man fast von allen Fischen hinweg, weilen sie häntig, vnd nichts nutz ist. Wie solle dann die Gall dises Fisches gut seyn? Dannoch will der Engel, dass Tobias auch die Gall auffbehalte, darumb fel valet ad unguendos oculos, in quibus fuerit albugo, & fanabuntur. Die Gall ist gut, die Augen darmit zusalben, die ein Fell haben, so werden sie gesund. Wie auch der Erfolg erwisen, indeme dem alten Tobias seine blinde Augen darmit bestrichen, alsdald sehend, vnd gesund worden. Fürwahr ein wunderliche Sach: was man am Fisch für das schlechteste hätte halten mögen, ware die Blindheit zuhaylen die beste Artzney.

Fast ein gleiche Beschaffenheit hat es mit dem heutigen H. Apostel Thoma: vil schöne Tugenden waren an ihme lobwürdig, vnd sehr nutzlich nachzufolgen, als der grosse Gehorsamb, mit dem er Christo auff die erste Beruffung, ehe er noch sein Lehr gehört, ainiges Miracul von ihm gesehen, noch von ainiger Belohnung was vernommen, nachgefolget: Als die grosse Armuth, Gedult, vnd Demuth, die er mit Christo beständig erzaiget; Die Grossmüthigkeit, indem er mit Christo widerumb in Judæam, da ihne erst jüngst die Juden haben stainigen wollen, gehen wollen, wann es auch das Leben kosten solte, darumb als die andere Jünger dises dahin gehen widerrathen thätten,

hat er ihnen allen zugesprochen: Eamus & nos, & moriamur cum eo. Ey last vns alle dahin gehen, vnd mit ihme sterben. Sein grosser Seelen-Eyffer, mit welchen er weiter, als sonst keiner auss den Aposteln herumb, vnd gar in Indien hinein geraist, allda, nachdem er die weite, vnd wilde Länder der Parther, Meder, Hircaner, vnd Persier durchzogen, aller Orthen, vnd endlichen in Indien vil tausend Menschen zum wahren Glauben bekehrt, Kirchen aufferbauet, welches durch seinen Tugendsamben, vnd heiligen Wandel, vnd grossen Miraculen geschechen, zu letzt auch mit Lantzen zu todt gestochen die Marter vmb Christi willen erlitten. Alles dises, vnd mehr anderes, was in seinen so weiten Herumb-Raisen von niemand hat können beschriben werden, waren herzliche, lobwürdige, vnd allen zur Nachfolg sehr nutzliche Thatten. Vnter allen disen wird allein sein Vnglauben von allen HH. Vättern getadelt, vnd hoch angezogen, vnd zwar billich, weil er von Christo selbst vormals zum öfftern gehört, dass er gegaisslet, gecreutziget, vnd getödtet werden, vnd aber am dritten Tag widerumb aufferstehen werde, dass solches auch am dritten Tag nach seiner Begräbnus würcklich geschechen, alle andere Apostel, Maria Magdalena, vnd die andern Weiber ihme gesagt, vnd bezeuget, dass sie ihn mit Augen gesehen, die Engel selbst es bey dem Grab gesagt, ja dass er mit ihnen leibhafft geredt habe: Thomas gleichwol zu allen disen vnglaubig, vnd in disem Vnglauben 8. gantzer Tag so verstocket gebliben, dass er sagen dörffen: Es seye dann, dass ich in seinen Händen sehe die Mahl der Nägel, vnd lege meine Finger in das Orth der Nägel, vnd lege mein Hand in sein Seiten, non credam, wil ichs nit glauben. Dises ware ja ein verstockter Vnglauben, ein Stain, vnter sovilen seinen Tugenden ein Gall. Dannoch ware er wie ein sehr nutzlicher Bezuar-Stain, der vilen das Gifft dess Vnglaubens abgetriben, das Hertz zum Vertrauen auff Gott auch in ihren Sünden bey ihm Gnad zufinden, gestärcket: Er war ein Gall, aber die vilen das Liecht dess wahren Glaubens an den Augen ihrer Seelen gebracht, also vil genutzet, dass der H. Gregorius sagen darff: Plus nobis Thomæ infidelitas ad fidem, quàm fides credentium Difcipulorum profuit: quia dum ille ad fidem palpando reducitur, noftra mens omni dubitatione poftpofitâ in fide

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