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Der Verfasser hat sich im Gedicht nicht genannt, auch die Handschrift giebt ihn nicht an; ebenso ist auch die Dame unbekannt, auf deren Geheiss er die Erzählung abgefasst hat. Das Einzige, was er von sich noch angiebt, ist, dass er Invectiven gegen die Frauen geschrieben hat:

v. 2692: Por mon conte que je n'aloing,

Ne veul lor (des femmes) barate descrire;
Assés m'en avés oï dire

En autres lius, si m'en tairai.

Das ganze Gedicht ist eine Verherrlichung des guten Ritters, des Preises der Ritterschaft, Gavain's, der eine Reihe von nur äusserlich verknüpften Abenteuern besteht, und nach siegreichen Kämpfen für seine und des Artus Ehre an den Hof zurückkehrt. In ziemlich ermüdender Weise werden diese verwickelten Abenteuer erzählt, ohne den Reiz und die Anmuth, die ein Chrétien de Troyes ganz ähnlichen vielfach zu verleihen wusste. Die häufigen Wiederholungen geben Zeugniss von dem geringen Geschick des Verfassers. Seine Begriffe von ritterlicher Ehre und Liebe sind noch subtiler, aber auch noch frivoler als die seines grösseren Vorgängers.

Die Personen, die uns vorgeführt werden, sind die nämlichen, theilweise dieselben typisch ausgeprägten Gestalten, und auch das Land der Feen und Wunder ist uns im Reiche des Artus schon bekannt. Der eigentliche Kern des Romans, der ihm auch eigenthümlich angehört, weist auf alte bretonische Sagen zurück. Escanors de la Montagne, dem in bezeichnender Weise normannisches Wesen beigelegt wird, und der seine übermüthige Herausforderung gegen den bretonischen Helden mit dem Tode büsst, gewinnt Kraft mit der steigenden Sonne, und verliert sie nach und nach mit der niedergehenden. Noch interessanter aber erscheint Gavain's siegreicher Kampf mit dem Teufel, wo die Vermischung altheidnischer und christlicher Anschauungen einen eigenthümlichen Eindruck machen. Denn wie kommt ein Teufel dazu, die geweihte Umfriedigung einer Kapelle zum Aufenthaltsort für sich und seine Geliebte zu wählen?

Beurtheilungen und kurze Anzeigen.

Friedrich Rückert's Leben und Dichtungen, von Dr. E. Beyer in Coburg. Drei Bücher. Coburg 1866. Verlag von Gr. Sendelbach.

Entsprechend dem vorangestellten Motto:

„Die Liebe ist der Strahl,
Versöhnend Gott und Dich"

ist die Biographie mit grosser Liebe für ihren Gegenstand geschrieben, mit grossem Eifer, alle von der Kritik hier und da ausgesprochenen Zweifel an Rückert's wahrem Dichtergenius zu beseitigen. Die eigenthümliche Bedeutung Rückert's auch für die Frauenwelt (Nal und Dajamanti, Sawitri, Liebesfrühling) hat den Verfasser veranlasst, sein Buch seiner „,für alles Hohe und Schöne begeisterten Fürstin Alexandrine" zu widmen.

Den Inhalt des ersten Buches bilden: Rückert's Jugend- und Wanderjahre. Wir hören von seinen Eltern und Geschwistern, von seiner Geburt, die einige Literarhistoriker „aus Höflichkeit," wie er selbst nach vollendetem vierzigsten Lebensjahre (1848) scherzend bemerkt hat, ein Jahr vordatirten, und von seiner wahrhaft poetischen Kindheit, namentlich in Oberlauringen, welche, des Jünglings Dichtersinn weckend, seine später so reiche Productivität schon ahnen lässt. Seinen Jugendjahren mit ihrer Episode der „Ersten Liebe" entspriessen die Jugendlieder, denen Deutsche Gedichte folgen, Geharnischte Sonette, Spott- und Ehrenlieder. Durch seine einundvierzig Sonette: Agnes Todtenfeier" tritt er nach Platen's Zeugniss - den Meistern Petrarca und Camoens würdig an die Seite. Aus dem folgenden Jahre (1813) stammen seine allbekannten Mährchen, seinem Schwesterchen Marie zum Christfest gedichtet. 1814 erscheinen seine „Deutschen Gedichte von Freimund Reimar," seine öffentliche Dichterlaufbahn eröffnend, unter ihnen die „Geharnischten Sonette," die ihn als ersten süddeutschen Vaterlandsdichter den berühmten Sängern der Freiheitskriege beigesellen. Der Verfasser gesteht zu, dass einem hochdithyrambischen Aufschwunge und der Kriegstrompete, der durch die knappen Tacte des Sonetts eine gewisse gemässigtere Tour aufgelegt wird, eine freiere Form besser gestanden hätte;" den angereihten Spott- und Ehrenliedern" spricht das besonnene Urtheil des Verfassers auch die Berechtigung des Inhalts ab.

Rückert lebt, anfangs zum Juristen bestimmt, dann aber gelehrten Studien obliegend, zeitweise als Lebrer an der Universität, dann am Gymnasium,

dann wieder als Privatgelehrter. Leben und Dichtungen verknüpfend, beleuchtet sodann der Verfasser die schönsten lyrischen Gedichte mit Hinzunahme einiger aus späterer Zeit: Die Gräber von Ottensen, Barbarossa, Die Strassburger Tanne, Die drei Gesellen, Des Rheinstroms Gruss, Die linke Hand, das herrliche Frühlingslied, Abendlied, Die sterbende Blume, Edelstein und Perle „als Diamant in der Dichterkrone unseres Genius."

Unter den Epopöen (1817) tritt Kind Horn, eine altenglische Erzählung, besonders hervor, deren kühne Ausdrucksweise und Lebendigkeit den Verfasser an das Nibelungenlied erinnern.

Die politische Schwüle Deutschlands (1817) treibt den Dichter nach Italien; in Rom athmet er wieder auf. Das Heimweh aber trägt den Sieg über alle Schönheit der Umgebung davon; in Octaven, Ritornellen, Vierzeilen, Sicilianen, Sonetten findet es seinen Ausdruck neben dem Angedenken seiner Liebe, die hier eine vorübergehende Blüthe getrieben hat. 1818 nach Deutschland zurückgekehrt, wird er in Wien durch den berühmten Orientalisten J. v. Hammer-Purgstall in den grossen Dichtergarten des Orients gewiesen, wo ihm sein eigentliches Lebenselement, die Liebespoesie," hell entgegenstrahlt.

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Die folgende Liebesidylle „Amaryllis" ist eigentlich nur als Quelle der siebzig „niedlich gebauten Sonette" interessant; im Uebrigen spielt der Dichter darin kaum eine bessere Rolle, als ein unglücklicher Liebhaber, der die Nichtachtung der alten Wahrheit Gleich und Gleich gesellt sich gern" in ziemlich drastischer Weise büssen muss. Wenn also der Verfasser den Dichter, da es ihm nicht gelingt, sein Mädchen durch Zärtlichkeit zu gewinnen, es versuchen lässt, durch die intellectuelle Etage Eingang in das Herz seines Mädchens zu finden," so möchte dieser Ausdruck eher dem Tragikomischen der Situation glücklich angepasst, als, wie das „Centralblatt" kritisirt, unglücklich gewählt erscheinen.

In Nürnberg (1820) erhält Rückert auf der Burg den Besuch Platen's, der von Erlangen aus bei ihm wissenschaftliche Belehrung zu holen kommt, um dieselbe in seinen „Sonetten" darauf Früchte tragen zu lassen. Der Verfasser wirft hier einen Blick auf das Aufkommen der orientalischen Literatur in Deutschland überhaupt, durch Herder, F. v. Schlegel, H. Görres, für Rückert hier den Platz beanspruchend, den Voss in der griechischen, A. W. Schlegel in der modernen Literatur behaupten.

Ende 1820 nach Coburg gezogen, arbeitet hier Rückert als Gelehrter und Dichter zugleich, „als Prediger des Orients," wenn Göthe der Dichter, Hammer-Purgstall der Forscher des Orients heissen. Seine allen Nationen verwandte Dichtungsweise aber stempelt ihn zum „poetischen Kosmopoliten," unter den Orientalisten nennt der Verfasser Rückert wegen seiner Fülle der Form den poetischen Tonkünstler, Platen wegen seiner Reinheit der Form den poetischen Architecten, Freiligrath den poetischen Panoramamaler des Orients. Rückert's bewundernswürdige Sprachgewalt und formelle Allseitigkeit zeigen sich aber vorzugsweise in seinem „Liebesfrühling," hier mit Chamisso und Redwitz nur an poetischer Schöpferkraft zu vergleichen; das weist der Verfasser durch eingehendere Betrachtung zur Genüge nach.

1821 ward das Weihnachtsfest für Rückert zugleich das Fest seiner Vermählung mit Anna Luise Magdalene Woethaus-Fischer, der an Geist und Herzen ihm ebenbürtigen Braut, der alle jene Lieder des Liebesfrühlings" galten. Coburg ist auch der Geburtsort der drei Söhne Rückert's: Heinrich (Professor der Geschichte in Breslau, geb. 1823), Karl (Arzt in Coburg, geb. 1824), August (Oekonom zu Neuses, geb. 1826). Später kamen dazu noch: Leo (Gutsherr von Belrieth im Weinigschen) und Fritz (preussischer Officier). Während des „Liebesfrühlings" entstehen auch die Oestlichen Rosen," sinnlich-erotisch gehalten in der Art wie Hafis, in welchen jedoch der Verfasser des Horaz „Est modus in rebus" vermisst. Am Schlusse des

ersten Buches gedenkt der Verfasser noch der edlen Freundschaft Rückert's mit dem Superintendenten Hohnbaum in Rodach, dem er ein „Monumentum aere perennius" in seinem Idyll Rodach" gesetzt hat.

Das zweite Buch führt uns Rückert als „Gelehrten und Dichter in der Erlanger Periode" vor, beginnend mit seiner Uebersiedelung nach Erlangen als Professor der orientalischen Sprachen, 1826, ihm um so lieber, da „der Blumenflor von Neuses nicht mehr zum Futter für seine Jungen reichte." Anfangs zog seine Muse sich vor der Musenstadt scheu zurück, nach zwei Jahren aber trat sie wieder hervor. Ein Leiden aber führt ihn nach Bad Ems zur Erholung. 1826 erschienen auch „Die Verwandlungen des Abu-Seid von Serug oder die Makamen des Hariri," erster Theil, in meisterhafter Nachbildung des Arabischen durch das Deutsche. Mit Prof. Pfaff theilt er sich in seine Ausgabe von „Nal und Dajamanti," einer von F. Bopp (1819) im Urtext edirten Episode des alt hindostanischen Malvâbhârata. Collegien las er nicht gerne und darum auch nicht viel. Nur die „kleinen Propheten" (auch publicirt 1831) las er eifrig und wiederholt vor einem kleinen Auditorium. Enge Freundschaft verband ihn auch mit dem Philologen Kopp, dessen Kleinheit mit Rückert's stattlicher Grösse seltsam contrastirte. Kopp nahm seinem Freunde die Mühwaltung der Edition seiner Gedichte ab. Ein bisher ungedrucktes Gedicht Rückert's auf den Tod dieses Freundes (1842 zu Neuses unterzeichnet) theilt der Verfasser in dankenswerther Weise mit.

Neben den orientalischen Studien entstammte jener fruchtbaren Zeit eine Fülle von Liedern, allein aus April und Mai (1832) 33 Lieder, aus dem Herbst 72, 1833 mit 449 Liedern, 1838 mit 243 Liedern in sechs Büchern (Mailieder), wie er selbst singt:

,,Mehr als Blumen im Gefilde, sprossen

Lieder täglich unter meiner Feder."

Theils um den ganzen Zeitraum von 1832-1838 zu charakterisiren, theils um den Gegenbeweis zu führen dagegen, dass darunter sehr viel Schwaches sich befinden werde und müsse, lässt der Verfasser einige dieser weniger bekannten Lieder folgen, z. B. Bei Sonnenuntergang, Ersatz, Die Sonne des Herbstes, Abendlied des Wanderers, Meine Ansicht, Wiedersehen, Das Leben ein Gesang, Mailieder 1838.

Die Besprechung der „Orientalischen Epik" Rückert's beginnt der Verfasser mit einer Erörterung der Makamen überhaupt und der des Hariri im Besondern, von denen Rückert's Arbeit nicht eine Uebersetzung, sondern eine Nachbildung mit Originalwerth ist, edirt zuerst 1826 in 24 Makamen mit Anmerkungen, dann 8 Makamen in einer Frankfurter Zeitschrift, zweite Auflage vollständig erst 1837, davon die vierte Auflage ohne Anmerkungen

1864.

Als für die Kritiker interessant wird aus der Vorrede des Hariri folgende Stelle angeführt:

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„Bewahr' uns vor denen, die loben, ehe sie unsern Werth erproben, wie vor denen, die schelten, eh' sie wissen, was wir gelten. Schütz' uns vor der Gönner Ueberschätzung wie vor der Missgönner Heruntersetzung, vor dem stolpernden Stolze der Stolzen wie vor der Witzbolde Bolzen. Als Probe ist die neununddreissigste Makame: „Der Schulmeister von Hims" gegeben, Rückert's erstaunliche Reimgewandtheit documentirend.

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Sodann führt uns der Verfasser die vorzüglichsten Uebertragungen und Umdichtungen aus der Erlanger Zeit dem Inhalt und der Form nach im Umriss vor: Nal und Dajamanti, eine indische Odyssee, in eine Iliade verwebt" (ein Seitenstück dazu: Sawitri), dann Rostem und Suhrab, eine freie Nachbildung aus dem Persischen des Firdusi (Schah-Nameh), „welche seinem poetischen Gehalte nach noch über Nal und Dajamanti zu stellen sein dürfte."

Als weiteres Resultat der indischen Studien kommt dann unter dem grösseren Capitel: Westöstliche Didaktik „Die Weisheit des Brahmanen" (1836) zur Sprache. Der Verfasser bezeichnet es als Rückert's Hauptwerk, jene beschauliche Tendenz und philosophirende Speculation, das Princip seines Lebens" am meisten kennzeichnend. In ihr wird Rückert der grösste Didaktiker unserer Literatur." Ein Citat aus Nodnagel (Deutsche Dichter der Gegenwart) dient als Beleg für die Mustergültigkeit dieses Buches der Weisheit für die Welt und über die Welt hinaus.

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Als Philosoph steht Rückert auf dem Standpunkte des Eklektikers, das Räthsel der Weltweisheit lösend, indem er sie als Gottesweisheit erklärt. Daher seine Polemik gegen die todten Formeln der Systematiker und ihre Terminologie, die reinen Verstandesbegriffe," die apriorischen, reinen Anschauungsformen" eines Kant, das Identitätssystem, das, nach Schelling, Hegel selbst nicht verstand; denn die Begriffe,,Raum und Zeit" ohne Inhalt verwandeln die Welt in ,,Schatten." Dem cogito, ergo sum des Cartesius pflichtet Rückert in seiner Weise bei (VIII, 18, 19), zugleich einen ,,mystischen Pantheismus", wie in den Oestlichen Rosen eine fast dithyrambische Naturmystik" verrathend. Anderseits wehrt Rückert der blinden und mechanischen Weltanschauung eines Materialisten wie La Mettrie und eines Sensualisten wie Condillac; "an Hegel streift der Brahmane in seinen Anschauungen von Freiheit und Nothwendigkeit, an Spinoza durch die petitio principii einer „Ursubstanz"; mit Lessing aber stimmt er überein, „in Gott den Urquell der Wahrheit sehend."

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Als sehr charakteristisch für die religiöse Anschauung Rückert's citirt der Verfasser die schöne Stelle:

Dass du dich wissest stets von Gott gewusst, gekannt,
Gemahnt, gestraft, geprüft, geliebt und Kind genannt.

Dürfte es doch auch kaum einen sinnigern poetischen Ausdruck für den Begriff „religiös" geben!

Von den Indern und Persern schreitet Rückert vor zu den Chinesen in seiner Nachdichtung „des Liederbuches der Chinesen“ (1833), betitelt: SchiKing, Chinesisches Liederbuch, gesammelt von Confucius; dem Deutschen angeeignet.

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1836-1839 erschien: „Erbauliches und Beschauliches aus dem Morgenlande;" 1837: Sieben Bücher morgenländischer Sagen und Geschichten;" 1839,,Brahmanische Erzählungen." Obwohl selbst des Chinesischen nicht mächtig, hat Rückert doch auch der lateinischen Uebersetzung des Missionärs Lacharme den Geist China's zu entlocken und zu verdeutschen gewusst, und zwar so objectiv, dass er auch hierin „auf der Höhe des poetischen Kosmopolitismus sich zeigte; als ein Beispiel von seiner freien Wiedergabe der lateinischen Uebersetzung ist vom Verfasser gegeben: „Die Quelle der Schmerzen." Selbständige Uebertragungen aus dem Persischen und Arabischen enthält Erbauliches und Beschauliches aus dem Morgenlande" (1838-1839), Berlin, zwei Bändchen, z. B. „Drohami's Fabeln," Sprüche von Ali, Hafis etc. Als besonders schön bezeichnet ist die Romanze: „Dschemil und Botheine." Aus den Umbildungen biblischer Geschichten" ist das schöne Lied: „Jusuf und Suleicha" abgedruckt. In den „Brahmanischen Erzählungen" sieht der Verfasser mehr das „parabolische Element," in der Weisheit" mehr ein ,,sentenziöses" hervortreten. Hidimba" und Sawitri" sind besonders bervorgehoben; erstere an die ähnlichen Dämonenmärchen in „Tausend und eine Nacht erinnernd. Das Schleppende des Alexandriners entspricht dem hochpoetischen Inhalt wenig; daher packt in Nal und Dajamanti auch schon die freiere Form den Leser." In Nal und Dajamanti wird die Gattentreue der Frau im Unglück gefeiert, im Sawitri der Sieg der Treue und Liebe selbst über den Tod, Beides ist eine Apotheose des rein weiblichen Herzens. Als didaktisches Gedicht schliesst sich den früheren 1839 an: „Das

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