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(Dipl. 377) ungenau, aber dem Sinne der Urkunde gemäfs, framed überträgt. Ihm folgt Bosworth-Toller s. v. seht. Nun wäre 'gestalten' fast das Gegenteil der bekannten Bedeutungen von forlætan. Das treffliche Faksimile der hier etwas fleckigen Urkunde läfst deutlich erkennen die Lesung porhtan: 'sie machten nunmehr ihre Übereinkunft, nämlich, dafs' usw. Eine Zeile vorher haben Hickes und Kemble die richtige Lesung se þær geanwyrde was 'der, welcher dort [als Verklagter] antwortete, war'; Thorpe verballhornt: se par geandwyrde pas 'he would there answer for who'. Bond, der Kemble oder Thorpe, geschweige Hickes, nie vergleicht, schreibt den Unsinn se pam getenwyrde. Vor blindem Vertrauen zu der Prachtausgabe der Facsimiles sei gewarnt, wo das Verdienst der photographischen Platte endet!

Berlin.

Ines Gesetz 41.

F. Liebermann.

Es lautet: Borges mon mót ođsacan, gif he wát, þæt he ryht deđ. Alle Erklärer verstehen borg als Bürgschaftspflicht. Ich habe leider auch so übersetzt, obwohl ich früh die Erklärung dafür vermisste, dafs hier der Schwur des Beklagten nicht nur gegen den Kläger, sondern auch gegen die Erklärung des Verbürgten obsiegen würde. Man verstehe vielmehr 'Darlehnsschuld', wie ich schon Gesetze II 26 s. v. borg n. 3. 7 vermutete. Denn Elfrics Glossar gibt borges andsæc für infitiatio, welches Wort 'Schuldleugnung' im besonderen bezeichnet. Vgl. auch borggylda 'debtor' bei Napier Lexicon 75. F. Liebermann.

Berlin.

Zur Datierung von Alfreds Gesetzgebung.

Assers letztes Kapitel erzählt von Alfreds Beaufsichtigung der Justiz. Richter, die falsch geurteilt hatten und sich mit Rechtsunkenntnis entschuldigten, entkleidete er (wie später Eadgar und Cnut gesetzlich anordneten) des Amtes, wenn diese sogenannten sapientes Asser meint witan, d. h. Gerichtsvorsteher nicht sapientia studieren würden. Dies mufs hier Rechtskunde heifsen. Daraufhin studierten Ealdormen und Gerefan fleifsig libros Saxonicos. Welche englische Rechtsliteratur gab es damals? Kents oder Offas Gesetze vom 7. oder 8. Jahrhundert wollte Alfred nicht in sein Wessex einführen; er kann also nur seinen Kodex Ælfred-Ine meinen. Und vielleicht ist Assers Text hier, wie an vielen verderbten Stellen, herstellbar aus der Kompilation des sog. Annalista S. Neoti um 1100. Sie kopiert den Asser auch hier, fügt aber hinzu über jene libros: in quibus jussu regis præfati fuerunt scripta iusta iudicia inter potentes et inpotentes. Der Zusatz gehört sicher nicht dem gedankenlosen Ostangeln, wahrscheinlich also Asser. Vermutlich erinnert er an Ælfreds Einleitung zu jenem Kodex: Ic Elfred cyning pas [domas] auritan het. Ne dem pu oderne dom pam welegan, ođerne þam ear

man; 49, 8; 9. 43. Da nun Asser 893 schrieb (vgl. Stevensons Ausgabe p. LXXIV), so ist jener Kodex vor 893 entstanden.

Berlin.

F. Liebermann.

Die angelsächsischen Annalen nicht amtlich.

Der Streit über den Anteil des westsächsischen Königtums an den angelsächsischen Annalen sollte künftig die mindestens höchst wahrscheinliche Tatsache in Betracht ziehen, dafs Elfric eine amtliche Nationalgeschichte für etwas ganz Merkwürdiges, also seinem Volke Unbekanntes gehalten hat. Er hatte vor sich die Worte der Vulgata Esther 2, 23: Mandatumque est historiis et annalibus traditum coram rege; diesem Sinn genügten die Worte: pa het he auritan, hu usw. (Hester 125, ed. Afsmann Bibl. Angels. Prosa III 95). Allein dass ein König sein oder seines Volkes Geschick niederschreiben liefs, mufste Elfric seinem Leser erst erklären und setzte daher davor: Hit was pa gewunelic swide wislice, pat man gesette on cranice ale para dada, pe gedon was mid him on pas cyninges belimpum, odde his leode fær.

Berlin.

F. Liebermann.

Zur angelsächsischen Exkommunikation.

Die Formel des Kirchenbanns, Gesetze der Angelsa. S. 438, verflucht die Glieder und Funktionen des menschlichen Körpers einzeln in grofser Ausführlichkeit, zu der die anglolateinischen Formeln nur unvollkommene Parallelen bieten. Patricks Lorica aber betet für die einzelnen Körperteile, und die Canones Eadgari bekennen deren Sünden (ed. Thorpe Anc. laws 404). Das Gebetbuch des Bischofs Ethelwold, höchst wahrscheinlich dessen von Lichfield 818-30, erbittet Gnade für des Sünders Kopf, Augen, Ohren, Nüstern, Mund, Zunge, Lippen. Sein Herausgeber AB Kuypers The book of Cerne (Cambr. 1902) erklärt diese Sonderung der Leibesglieder für iroscotische Eigenheit.

Berlin.

F. Liebermann.

Englands literarischer Geschmack um 1178.

Der königliche Schatzmeister Richard Sohn Nigels sagt in der Einleitung zum Dialogus de Scaccario (ed. Hughes 1902, p. 59): Veritus sum de hiis rebus (die Gewohnheiten des Exchequer) opus contexere, weil non est in eis subtilium rerum descriptio vel iocunda novitatis inventio. Für das Latein lesende Publikum galt also als anziehend erstens die Scholastik, Aristotiles et libri Platonici, wie gleich darauf erklärt wird, zweitens aber ergötzliche neue Erfindung, wohl nicht der Philosophie, sondern der Romandichtung. F. Liebermann.

Berlin.

Sir Amadas und Peeles The old wive's tale.

Unter den zahlreichen Fassungen der Erzählung vom dankbaren Toten, die Hippe im Archiv Bd. LXXXI, S. 141 ff. zusammengestellt hat, fehlt eigentümlicherweise diejenige, die G. Peeles im Jahre 1595 gedruckte Märchenkomödie The old wive's tale bietet. Hier bezahlt der irrende Ritter Eumenides die Kosten für das Begräbnis eines Trunkenboldes Jack (Bullens Ausgabe I, S. 323 ff.), wofür ihm dessen Geist später als Diener folgt (S. 336 ff.), Geld in seine Börse zaubert (S. 338) und als Entgelt für seine Dienste nur verlangt: 'I shall be halves in all you get in your journey' (S. 339). Mit Hilfe Jacks erlöst dann der Ritter seine Dame, Delia, aus der Gewalt des Zauberers Sacrapant; Jack tötet diesen (S. 342 ff.) und verlangt schliesslich die ihm versprochene Hälfte (S. 345). Um sein Wort nicht zu brechen, will Eumenides die Geliebte wirklich mit dem Schwerte zerteilen, obgleich ihre Brüder flehentlich für sie bitten: da fällt ihm der Geist in den Arm und verzichtet, nachdem er die Beständigkeit des Ritters genügend erprobt hat. Mit einigen Worten gibt er sich nun zu erkennen und verschwindet (S. 346).

Die Übereinstimmung mit der mittelenglischen Romanze Sir Amadas ist so schlagend, dafs man sich blofs wundern mufs, dafs noch niemand dieselbe bemerkt zu haben scheint. Allerdings hat Prof. Ker den Herausgeber Bullen auf K. Simrocks Büchlein 'Der gute Gerhard' verwiesen (S. XL), aber in diesem 2 wird das genannte Gedicht nicht erwähnt, obwohl es damals (1856) längst von Weber und Robson gedruckt war. Bullen macht darauf aufmerksam, dass eine der Erzählungen bei Simrock zu der Fabel des Dramas stimme, indem der Tote seinem Wohltäter hilft, die Dame von dem Zauberer zu befreien, und nennt (S. XLI) noch Dasents Tales from the Norse (mir nicht zugänglich). Über die Quelle des hierhergehörigen Andersenschen Märchens 'Der Reisekamerad' vgl. jetzt Christensen, Danske Studier, 1906, S. 164. Kiel.

Englische Etymologien.

F. Holthausen.

1. Ae. ceod, ceode (Geld-)Beutel'.

Das bei Bosworth-Toller fehlende Wort findet sich im Altenglischen zweimal bezeugt: marsuppia ceodas Corpusgl. 1282; ceodan Gerefa 17 (Liebermann, Ges. der Ags., 455 'Beutel [oder Körbe?]'). Der erstere Beleg sichert zugleich für unser Wort die Bedeutung (Geld-)Beutel, (Geld-)Säckchen'. Meines Erachtens stellt sich ae. ceod(e) als s-lose Variante zu dem an. skióda 'a small skin-bag'

1

Vgl. dazu Hippe a. a. O. 160 ff.

2 Vgl. dazu noch Liebrecht, Germ. II, 256, und R. Köhler, Kl. Schriften, passim. Bei letzterem sind eine Menge Fassungen des Märchens verzeichnet, s. die Register.

Archiv f. n. Sprachen. CXIX.

12

(*skeudōn-; zu skaud, dtsch. Schote; cf. skióđu-pungr 'skin-purse'). Über die Anlautvariation germ. sk-: k- vgl. z. B. Noreen, Abriss der urgermanischen Lautlehre, S. 206.

2. Ae. (a)hloefa.

Im Ritual von Durham 55, 10 wird evellas mit ahloefa glossiert. Lindelöf hatte dafür in seiner Abhandlung über die Sprache der Ritualglosse (1890) ahneapa konjiziert; doch wiederholt er diese Vermutung in seinem Wörterbuch (1901) nicht, er hat sie also wohl inzwischen fallen lassen. Besteht eine Möglichkeit, das -hloefa der Glosse mit griech. κλωψ Dieb, Räuber', κλωπάομαι, κλωπεύω ich stehle' zu verknüpfen? 1

3. Ae. nemne (y), nefne; nybþe, nympe (i, e) ‘nisi'.

G. Hempl hat in den Modern Language Notes IX, 313 ff. die Herleitung von ae. nemne, nympe etc. aus *ni-iba-ni (-pe) verworfen und dafür ein *ne-gīem-pu als Etymon zu erweisen gesucht. Mir scheint das eine so unberechtigt wie das andere. Dafs, um den zweiten Punkt vorauszunehmen, ein *ne-giem-pu als Quelle für unser Wort nicht wohl in Betracht kommen kann, zeigt eine einfache Überlegung. Wie Fr. Mather (MLN IX, 152 ff.) dargetan hat, haben wir es in der Hauptsache mit einem anglischen Worte zu tun; wir hätten demgemäfs nicht von *ne-giem-pu, sondern von *ne-gēm-pu auszugehen und müssten erwarten, ganz überwiegend Formen mit e (nempe usw.) anzutreffen. Bekanntlich ist dies aber nicht der Fall. 2

Was Hempl gegen das Etymon *niba-ni (-þe) einzuwenden hat, ist im wesentlichen dies: in verschiedenen älteren Texten, die Wörter wie efne und stefne noch durchaus mit bewahrtem -fn- zeigen, ist unser Wort ausschliesslich mit -mn-Formen belegt; das supponierte *-bn- wäre hier also bereits in -mn- übergegangen, dort aber noch -fn- geblieben. Ein Grund für diese verschiedene Behandlung sei, so meint Hempl, nicht abzusehen, mit anderen Worten, ein -inEtymon wie niba-ni müsse für nemne als ausgeschlossen gelten.

Dem ist entgegenzuhalten, dass sich die von Hempl verglichenen Fälle in Wirklichkeit durchaus nicht parallel stehen. Der Übergang von ₺ zu nasaliertem, der die erste Stufe des Übergangs zu m bildete, ist bei unserem Worte (*nit'ni-) klärlich durch verschiedene Umstände beschleunigt worden, die für die scheinbar analogen Fälle efn, hræfn, stefn usw. nicht in Frage kamen. Der Lautwandel bn >n, mn ist eine Assimilationserscheinung. Assimilationen stellen

Für die Beurteilung der Frage ist vielleicht nicht ohne Belang, dass gelegentlich euulsit mit expoliauit (spoliauit) glossiert erscheint: Goetz, CGL IV 233, 33; 514, 52.

2

Vgl. auch R. Jordan, Eigentümlichkeiten des anglischen Wortschatzes, S. 46-48.

sich aber am leichtesten bei Form wörtern ein, die in der Regel flüchtiger gesprochen und schwächer betont werden als Vollwörter. Bei dem Formwort nympe kommt hinzu, dafs es mit einem Nasal anlautete, der ebenfalls assimilierend, d. h. nasalierend wirken konnte. Ferner scheint der Übergang von in zu mn ursprünglich an die Stellung vor Vokal gebunden gewesen zu sein (Sievers Gr. 3 § 193, Bülbring § 485); in Wörtern wie efn, stefn usw. fand er daher lautgesetzlich nur in den flektierten Kasus statt, während die unflektierten bei -fn verharrten; und unter dem Einflufs dieser letzteren konnte fn leicht auch in den flektierten Kasus analogisch restituiert werden. Eine solche analogische Beeinflussung war aber bei nemne ausgeschlossen.

Schliefslich noch eine allgemeinere Erwägung: das Gotische verwendet niba(i), das Altnordische nefa, nema,' das Altsächsische neʊu, neba, nevo, das Althochdeutsche nibu, nibi, nubi, noba usw., und das handgreiflich an diese Formen anklingende, gleichbedeutende ae. nemne, nybþe, nympe usw. sollte von ihnen zu trennen und auf eine ganz heterogene Bildung zurückzuführen sein?

Man wird, denke ich, doch gut tun, an der alten Ableitung aus *nib(a)-ni(-be) festzuhalten. Aber es bleiben noch ein paar Einzelheiten zu erörtern.

Der Tonvokal ist von Hause aus . Wo dafür e auftritt (nemne, nefne, nempe), ist augenscheinlich Schwachtonigkeit (unter Umständen auch Einfluss von Jef 'wenn'2) im Spiele. Ebenso macht das Überwiegen der y-Form nympe in den anglischen Texten keine Schwierigkeiten. Dafs es sich bei diesem y, wie Jordan meint (a. a. O. 48), nur um i-Umlaut von u handeln könne, mufs bestritten werden. Nympe stellt sich klärlich zu dem bekannten sym(b)le 'immer' (Lind., Rit. usw.); offenbar ist in diesen meist mindertonigen Formwörtern das ursprüngliche i durch das folgende m zu y labialisiert worden. 3

Ob für das einmal belegte nybpe (Vesp. Hymn. 7, 53; Sweet, O. E. T. p. 412) von *nibni-pe oder etwa von einfach negiertem *nit'-pe auszugehen ist, bleibe dahingestellt. Auch ob das b den oralen Laut oder nasaliertes & bezeichnet, soll nicht untersucht werden.

Der Schwund des auslautenden Vokals von *niba(i) mufs in sehr früher Zeit erfolgt sein, da als urenglische Form anscheinend bereits *nib-ni anzusetzen ist.

1 Man beachte das m!

2 Auch das -f- von späterem nefne scheint auf Einfluss von gif (Jyf, Jef) zu deuten.

3 Über ähnliche Labialisierungen in Vollwörtern 8. Bülbring, Ae. Elemb., $$ 282, 283, 36 C, 307b. Auch an den 'Labialumlaut' des Altnordischen kann erinnert werden (Noreen, Altnord. Gramm., 13 71).

Sievers 3 187 Anm. vergleicht Nebrod für Nemrod; aber hier hat schon die Septuaginta die b-Form: Neßowd.

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