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land nach. Es ist eine Ableitung von kar 'Gefäfs' (=awestnord. ker, got. kas) und geht offenbar auf aschwed. (adän.) *karalde oder *karald zurück. Diese Formen sind nicht belegt; dagegen findet sich im Altschwedischen ein paarmal die Form kæralde 'Gefäfs'. Das a beruht hier kaum auf R-Umlaut (wie e in awestnord. kerald dass.), denn dieser Umlaut ist im Schwedischen sehr selten. Vielmehr ist es Einflufs von aschwed. *kærilde (> neuschwed. käril) zuzuschreiben; vgl. Noreen, Altschwedische Grammatik § 64, 1. Die Form kæralde setzt also eine Nebenform *karald, die awestnord. kerald genau entsprechen würde, oder *karalde voraus. Die Existenz eines aschwed. *karald(e) kann demnach auf zwei Weisen bewiesen werden. Im Altdänischen habe ich ein solches Wort nicht gefunden. Es mufs aber gemeinnordisch gewesen sein, da es sowohl im Westnordischen wie im Schwedischen vorkommt, und ist wohl deshalb für das Altdänische vorauszusetzen. Dazu kommt, dafs es noch in den ursprünglich dänischen Mundarten von Südschweden (Skåne) vorkommt.

Me. carald(e) ist von besonderem Interesse, weil es ein sicheres ostnordisches Lehnwort ist. Es kann westnordischen Ursprungs deshalb nicht sein, weil die westnordische Form immer R-Umlaut hat: westnord. kerald, neunorwegisch (mundartl.) kjerald und dergleichen. Eilert Ekwall.

Lund.

Beurteilungen und kurze Anzeigen.

Gotthold Boetticher, Deutsche Literaturgeschichte. Mit 141 Abbildungen im Text. Hamburg, Gustav Schloefsmanns Verlagsbuchhandlung (Gustav Fick), 1906. VIII, 544 S. 8.

Boettichers Literaturgeschichte bildet einen Doppelband in Schloelsmanns Bücherei für das christliche Haus, will mithin nicht wissenschaftlichen Zwecken, sondern der Belehrung weiterer Kreise dienen, besonders solcher, die auf christlichem Boden stehen. Daher wird sogleich am Anfang der Satz betont, dafs die Kunst eines Volkes stets in engster Beziehung zu seinem religiösen Leben steht; auch teilt der Verfasser die Entwicklung unserer Literatur vom religionsgeschichtlichen Gesichtspunkt aus ein und unterscheidet nicht nur eine vorchristliche und eine von christlicher Weltanschauung beherrschte Epoche derselben, sondern auch innerhalb dieser eine Periode unter mittelalterlich katholischer, eine zweite unter reformatorischer und eine dritte unter den Einflüssen antichristlicher Weltanschauung. Diese Überschrift dürfte freilich manchem Leser die Vermutung nahelegen, dafs der deutsche Parnafs seit den Zeiten der Romantik ein wahrhaftiger Bloxberg gewesen, auf dem sich Gottesleugner und Unstürzler aller Art bacchantisch tummelten; er wird erleichtert aufatmen, wenn er nach Überwindung der Abschnitte 'Das junge Deutschland' und 'Die revolutionäre Dichtung' in die Gesellschaft der bravsten Leute tritt, eines Hesekiel, Fontane, Alexis, Scheffel, Raabe usw. Indessen stimmt der Verfasser seine Darstellung nirgends auf einen frommen Ton, nie macht er eine einseitige Moral zum Mafsstab seiner Urteile; ohne seine persönliche Stellung zu den Schriftstellern und zu ihren Werken jemals zu verhüllen, versteht er es, das ihm vorschwebende Ziel zu erreichen, nämlich den Leser zu befähigen, die Gegenwart aus der Vergangenheit zu erkennen, ihn mit Stolz und Ehrfurcht zu den wahrhaft Grofsen emporschauen zu lassen, die Erkenntnis dessen zu fördern, was dem deutschen Wesen in Vergangenheit und Gegenwart entspricht, und die Überzeugung zu stärken, dafs die deutsche Zukunft nur auf dem Boden einer real-idealen, auf christlichem Grunde ruhenden Weltanschauung gedeihen kann' (S. VIII).

Schnell geht Boetticher über die Reste der vorchristlichen Dichtung hinweg; auch bei der Behandlung des Mittelalters läfst er sich, der hier besonders sachkundige Führer, die ihm durch den Umfang des Buches gebotene Beschränkung willig auferlegen, um den Raum für die Schilderung des 1. bis 19. Jahrhunderts zu sparen. Im letzten Abschnitt geht er der Gefahr, durch ein Chaos von Namen und Titeln zu ermüden, von wohlerwogenem Urteil und gesundem Geschmack geleitet, geschickt aus dem Wege, so dafs hier eine vortreffliche Übersicht über die literarischen Erscheinungen und Strömungen der letzten fünfzig Jahre geboten wird.

Nach dem Beispiel älterer Unternehmen verwandter Art ist auch diese Literaturgeschichte mit Illustrationen versehen; es sind Bildnisse verschiedensten Formats und verschiedenster Auffassung, Schriftproben_und Büchertitel, Geburts-, Wohn- und Sterbehäuser Allbekanntes und Lieb

gewordenes. Störend wirkt, dafs der 'achtzehnjährige Herzog Karl August' (S. 254) dem Leser durch ein Bildnis aus vorgerückter Lebenszeit vorgestellt wird; das bei Heinemann wiedergegebene wäre mehr am Platze gewesen. H. Löschhorn.

Friedrich Kauffmann, Deutsche Grammatik. Kurzgefafste Laut- und Formenlehre des Gotischen, Alt-, Mittel- und Neuhochdeutschen. 4. Auflage. Marburg 1906. 114 S.

Die bekannte kleine Grammatik Kauffmanns, die 1888 als Neubearbeitung der Vilmarschen in erster Auflage erschien und schon damals neben der Brauneschen Sammlung von Elementar-Grammatiken ihre Daseinsberechtigung rasch erfocht, hat auch in den späteren Auflagen die alte Beliebtheit sich erhalten, trotzdem neue Lehrbehelfe in grofser Zahl auf den Markt gebracht wurden, die bei enger umsteckten Rahmen mehr Detail bieten oder in der Darstellung ins Breite gehen konnten.

In dieser Neuauflage hat Kauffmann alle Ergebnisse grammatischer Forschung der letzten Jahre deutlich zum Ausdruck gebracht und mit gutem Griff in seinen sparsamen Literaturangaben die wirklich fördernden und methodisch leitenden Arbeiten aus der Masse der übrigen herausgehoben und genannt, so dafs das Büchlein ebensowohl dem jungen Studenten als verlässlicher Leitfaden wie auch dem älteren als Repetitorium vor dem Examen gute Dienste leisten wird. Mit gröfstem Vorteil aber wird sich seiner der Mittelschullehrer bedienen können, der über die neuen Methoden und Ziele der Forschung gut unterrichtet wird und manche Schulirrtümer der früheren Jahre berichtigen mag. Besonders klar in ihrer kurzen, präzisen Fassung scheinen mir z. B. in der Einleitung § 3, 3) Anm. 1 und 2, in denen die Begriffe Literatur- und Schriftsprache definiert sind, ferner die Darstellung des Ablautes u. v. a. Wünschenswert wäre S. 16 eine kurze Erklärung, worin sich die beiden idg. Akzentqualitäten Akut und Zirkumflex voneinander unterscheiden. Klarer bleibt auch die Scheidung der idg. Gutturalreihen in palatale, reinvelare und labiovelare Laute, statt der von K. mit anderen Grammatikern gewählten Bezeichnung velar für labiovelar, die der Palatalreihe (idg. palatal und rein velar) gegenübergesetzt werden. S. 39 Umgelautetes iu wird wie umgelautetes durch u oder ú bezeichnet'. In dieser allgemeinen Form ist der Satz jedenfalls unrichtig. Denn die konsequente Scheidung von umgelautetem und nicht umgelautetem iu ist in der mhd. Orthographie selten, und Sievers konnte hierfür (Beitr. 20) nur wenige Handschriften aufführen (z. B. Parz G; Nib C). Zu S. 70: Aspirierte Tenuis ist im Nhd. im Auslaute für mhd. und ahd. Media nur in isolierten Formen nach kurzem Vokal eingetreten, wie in aph (ab), aber nie in takh (tag) die 'schriftdeutsche' Aussprache Mittel- und Norddeutscher von takh für 'Guten Tag' nehme ich als isolierte Form natürlich aus. Hier wird in der Tat tenuis aspirata gesprochen, oder felth (feld) u. a., wie K. ausführt. Denn bei diesen haben Inlautformen ausgleichend eingewirkt. S. 42 ist entrundung für endrundung zu setzen.

Wien.

Viktor Dollmayr.

Alfred Heinrich, Johannes Rothes Passion. Mit einer Einleitung und einem Anhange. (Germanistische Abhandlungen, 26. Heft.) Breslau 1906. 174 S. M. 5,60.

Die sehr sorgfältige und methodisch angelegte Arbeit H.s bringt in der Einleitung nach einer kurzen Übersicht über das Leben und die Werke des Thüringer Chronisten Johannes Rothe eine genaue Beschreibung der Dresdener Handschrift, der einzigen, die uns die Passion' überliefert. Die

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Handschrift enthält 2051 Verse, die von drei Schreibern niedergeschrieben wurden. Den Wasserzeichen nach gehört die Handschrift in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. Eine schwierige Frage ist, wie sich diese Handschrift zum Original verhält. Der Schreiber sagt zu Beginn: 'Diet nachgeschrebin buchelin ist vssgeczogin vss dem buche der passion ihū xp, die er Johan Rothe, vorcziten Scolasticus uff dem Stiffte xen Isennache beschrebin had. Nach diesen Worten läge uns nur ein Auszug aus der 'Passion' vor. Und in der Tat wird die eigentliche Leidensgeschichte Christi kaum berührt; die Handschrift beginnt mit der Geschichte des Judas: wy iudas geborn, erczogin, Erst pylatus dyner gewest vnde darnach vnssirs hern jungir wurden ist. Dieses erste Kapitel erzählt von der Geburt, der Aussetzung Judas, seiner Auffindung und Adoption durch die Königin von Scharioth, dem Morde an deren leiblichem Sohne, seiner Rückkehr nach Jerusalem, dem Totschlage an seinem eigenen Vater und der blutschänderischen Ehe mit seiner Mutter, bricht jedoch ab, als diese ihn in seiner Reue Christus zuführt, also gerade dort, wo die Judassage in die Passion einmündet. Die lateinischen Fassungen z. B. der Legenda aurea und der Vita Judae traditoris der Wolfenbüttler Hs. letztere ist im Anhange von H. abgedruckt erzählen noch weiter von Judas als dem Schaffner Christi, seinem Eigennutz in dieser Stellung und dem Verrat um 30 Silberlinge, endlich seinem gewaltsamen Ende. Auch Rothe kannte diese letzten Einzelheiten aus dem Leben des Judas, da sie sich in seiner Chronik in genauem Anschlufs an die Legenda aurea finden. Die Dresdener Hs. dagegen gibt dem Kapitel nach den Versen 254 ff. Do Judas xcu vnsirme herin quam, Cxu eyme apostiln her en nam vnde sacxte en zcu eyme scheffenere, Wann her was gescheffig sere einen deutlich markierten Abschlufs durch einen breit ausgeführten Vergleich Judas mit Moyses (V. 258–291) und geht sogleich im zweiten Abschnitt auf eine neue Materie über: wy dy erste muncze nach der sintflut erdacht wart (V. 292—449). Es ist die Geschichte der 30 Silberlinge, um die Christus verraten wurde. So breitspurig die Erzählung bei Aufführung der einzelnen Eigentümer des Schatzes einhergeht, so flüchtig wird wieder ihrer Rolle in der Passion Christi gedacht: Cxu lest sy dy pristir namin Von des tempils gelde vnde gabin sy Judan. Da der sach dax her hatte obil getan Da gab her den judin dy phennige wedir vnde warf sy in dem tempil nedir. Mit V. 450 beginnt die Pilatussage, der Hauptteil des ganzen Gedichtes. Aber auch diese wird nur bis zur Leidensgeschichte Christi geführt. Nach dem Berichte, wie Pilatus Landpfleger in Judaea ward und sich mit Herodes verfeindete, springt die Erzählung im vierten Kapitel (V. 748 ff.) sogleich auf die Krankheit des Kaisers Tiberius und seine Absicht, sich von Christus heilen zu lassen, über und schildert die Reise des Volusianus nach Judaea, seine Unterhandlungen mit Veronika. Von da ab laufen Veronikalegende und Pilatussage nebeneinander. Die lebhafte Schilderung von der Zerstörung Jerusalems durch Titus, die ganz wirksam als ein Akt göttlicher Vergeltung für den Martertod Christi dargestellt wird, beschliefst als fünftes Kapitel das Gedicht. Wie aber Pilatus als ungerechter Richter die ungeheure Schuld auf sich lud, die noch seinen Leichnam pest- und verderbenbringend macht, worin die Schuld der Juden bestand, und wie endlich Judas seinen Herrn verriet, davon erzählt die Handschrift nichts. Die Frage bleibt offen, ob uns die Dresdener Hs. in der Tat nur einen Auszug aus dem Rotheschen Gedichte bietet und die eigentliche Passion Christi als genugsam bekannt aus den sie umrahmenden Sagen und Legenden loslöst und ausschaltet, oder ob Rothe selbst sein Hauptinteresse den nichtbiblischen Partien zuwandte. Wir haben zwar keinen Grund, den eindeutigen Worten des Schreibers zu Eingang der Hs. zu misstrauen. Trotzdem möchte ich eine sorgsame Erwägung dieser Frage nicht geradezu von der Hand weisen, wie H. tut. Nimmt man an, dafs Rothe eine aus

führliche Darstellung der Passion gab, die uns nicht erhalten ist, so erscheint der Bericht des Pilatus an den Kaiser Tiberius (V. 972-1117) als eine ermüdend breite und auffällige Wiederholung schon gesagter Dinge, wenn auch zuzugeben ist, dafs Rothes Darstellungsweise nicht durchweg rasch vorwärts schreitet. Das Interesse an einer epischen Darstellung der Passion ist in dieser Zeit des ausgehenden Mittelalters überhaupt ein viel geringeres als etwa im 12. Jahrhundert, wo ein Wernher vom Niederrhein seiner Veronika' eine Darstellung des ganzen Lebens Christi vorausschickt. Rothe selbst gleitet in seiner Chronik über die Passion schnell hinweg. Mir ist es ganz verständlich, dafs die biblischen Partien des Stoffes vom Dichter selbst nur indirekt im Briefe des Pilatus zum Vortrage gelangen.

Ein sehr sorgsam gearbeiteter Teil der Untersuchungen über Rothes 'Passion' ist neben der Quellenfrage das Kapitel über die Sprache des Dichters. Hier zieht H. nicht nur die 'Passion' in den Kreis der Betrachtung, sondern auch die übrigen erreichbaren Werke Rothes, seinen 'Ritterspiegel', 'Des Rates Zucht', das Widmungsgedicht zur thüringischen Chronik und das Leben der heiligen Elisabeth', eine von ihm geschriebene Urkunde und sein Akrostichon zur Chronik. Die systematische Lautund Formenlehre der Sprache Rothes, die sich ihm aus dieser breit angelegten Untersuchung ergibt, bleibt der fruchtbarste und nützlichste Teil der Abhandlungen H.s.

Die Ausgabe des Gedichtes stellt keinen Abdruck der Handschrift dar, sondern soll den orthographischen und sprachlichen Eigenheiten Rothes möglichst angepasst werden, wobei alle Abweichungen von der Überlieferung durch die als Variante unter den Text verwiesene Form der Handschrift zum Ausdruck gelangen. In der Quellen frage gelangt H. nicht zu wesentlich neuen Ergebnissen, führt aber doch die einschlägigen Untersuchungen Schönbachs (A. f. d. A. II) weiter fort und berichtigt sie in Einzelheiten.

Wien.

Viktor Dollmayr.

Hans Gerhard Graf, Goethe über seine Dichtungen. Versuch einer Sammlung aller Aufserungen des Dichters über seine poetischen Werke. 2. Teil: Die dramatischen Dichtungen, 3. Band (des ganzen Werkes 5. Band). Frankfurt a. M., Literarische Anstalt, 1906. VIII, 597 S. Eine Anzeige dieses Werkes ist nicht deshalb erforderlich, weil auf seine Verdienstlichkeit noch einmal hingewiesen werden musste. Wie musterhaft der grofse Plan durchgeführt ist, mit welchem Fleifs, welcher Mühe und nicht das geringste Verdienst! welcher Übersichtlichkeit der unübersehbare Stoff gesammelt, gesichtet, geordnet ist, darüber haben sich noch alle Kritiker der vorliegenden Bände mit einem berechtigten Enthousiasmus ausgesprochen. Man verfolge auch nur einmal die Geschichte eines kleinen Nebenwerkes, der Laune des Verliebten', der 'Lila' wie lehrreich, die wechselnden Beziehungen zwischen Vater und Kind bis zum Absterben zu verfolgen! Aber aus wie zahlreichen Notizen mufste Gräf diese Familien geschichte der 'Lila' aufbauen!

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Eine Anzeige ist aber leider aus einem anderen Grunde erforderlich. In einem kurzen, aber bewegten Vorwort erklärt Gräf die lange Pause zwischen dem Erscheinen von Band 4 (Juli 1904) und Band 5 (August 1906). Die Ursache ist einzig und allein der Umstand, dafs die Verlagsanstalt die Fortführung des Werkes glaubte ganz aufgeben zu müssen, weil der bisherige Verkauf der Bände in zu grofsem Mifsverhältnis steht zu den sehr bedeutenden Kosten der Herstellung.... 'Es war uns ein bitteres und wehmütiges Geschäft, länger als ein Jahr hindurch mit der Verlagsanstalt brieflich und mündlich zu beraten: wie es möchte zu er

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