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Neue Quellenstudien zu R. Burns.1

Inhaltsangabe.

1. Zitate aus Burns, betreffend seine Arbeitsweise.

2. Vorbemerkung zu Burns' literarischen Beziehungen im allgemeinen.

3. Neue Quellen Burnsischer Lieder. a) Einleitendes. b) Ein Satz Henleys kommentiert. c) Besprechung einzelner Lieder: I. Farewell thou Stream. II. The Lass of Patie's Mill. III. Farewell to Lochaber. IV. The Patient Countess. V. The Birks of Aberfeldy. VI. Cromlet's Lilt. VII. Auld Rob Morris, etc. VIII. O Waly, Waly. IX. To a Blackbird. X. Katherine Ogie. XI. Logan Braes. XII. M' Pherson's Farewell. XIII. Ah Chloe. XIV. Tweedside. XV. The Blackbird. XVI. The Auld Man's Mare's Dead. XVII. The Mill, Mill, O. XVIII. Sweet are the Charms. XIX. Old King Cowle. XX. Here's a Bottle. XXI. Come Florinda. XXII. O wat ye wha that lo'es me. XXIII. Wha'll maw me now. XXIV. Jenny Macraw. XXV. Blythe was she. XXVI. Lord Gregory. XXVII. I had a Horse. XXVIII. O Philly. 4. Neue Quellennachweise aus folgenden Autoren: Shakespeare, Milton, Pope, Goldsmith, Gray, Thomson, Young, Ossian, Ramsay und Fergusson, Anacreon, Mrs. Barbauld, Beattie.

5. Anhang und Abdruck eines Burnsischen Briefes.

An die Spitze meiner Untersuchung stelle ich folgende lehrreiche Zitate, die uns sozusagen hinter die Kulissen führen und geeignet sind, auf Burns' Arbeitsweise viel Licht zu werfen.

It is an excellent method for improvement, and what I believe every poet does: to place some favourite classic author in his own walks of study and composition before him, as a model.'

These two justly admired Scotch Poets [Ramsay und Fergusson] he has often had in his eye in the following pieces; but rather with a view to kindle at their flame, than for servile imitation.3

I have a way whenever I read a book I mean a book in our own trade, Madam, a poetic one and when it is my own property, that I take a pencil and mark at the ends of verses, or note on margins and odd papers, little criticisms of approbation or disapprobation as I peruse along.'

I would not give a farthing for a book, unless I were at liberty to blot it with my criticisms."

Diese Quellenstudien hatte ich vor Jahr und Tag angestellt. Es ist mir eine Ehrenpflicht gegen mich selbst, dieses Material, diese Ansätze, endlich einmal zu publizieren. Vieles, was von anderen inzwischen veröffentlicht worden ist, habe ich nun ausmerzen müssen, manches habe ich neu hinzugefügt.

2 Letter to Hill, 1. 10. 88.

3 Vorrede zur Kilmarnock Edition 1786.

4 Letter to Miss Williams, Aug., 1789.

5 To Mrs. Dunlop, 25 Dec. 1793 (Ch. W., IV, 69).

The collection of songs was my vade mecum. I pored over them, driving my cart, or walking to labour, song by song, verse by verse; carefully noting the tender, or sublime, from affectation and fustian.

I have bought a pocket Milton, which I carry perpetually about with me.2

I have just been reading over again, I daresay for the hundredand-fiftieth time, his [Moore's] "View of Society and Manners"; and still I read it with delight.3

I like to have quotations ready for every occasion.

4

Mit Burns' Lebensgang hat man sich schon früh liebevoll beschäftigt. Wir sind aufs genaueste unterrichtet über Burns' Umgebung, seine Freunde, Feinde, Liebschaften, Wanderungen und Irrungen. Wir wissen alle Einzelheiten um zur Erkenntnis zu gelangen, dass Burns eben nicht ein Produkt seiner Umgebung ist, dafs er sich im Gegensatz zu ihr entwickelt hat. In gewissem Sinne gilt das ja für alle grofsen Geister. Bei Burns waren aber die Umstände besonders ungünstig. Hätte Burns sich seiner Umwelt angepasst, so wäre er ewig ein mittelmässiger Kopf, ein Philister, geblieben. 'I had determined to write myself out' (sagt er in seiner Vorrede zum Commonplace Book); 'as I was placed by fortune among a class of men to whom my ideas would have been nonsense.' Aus der realen Welt flüchtet er in die ideelle, wo er in geistiger Gemeinschaft steht mit den Dichtern und Denkern, zu denen er als seinen Meistern emporblickt, von denen er lernt, die ihn erziehen. Aus Selbstbekenntnissen des Dichters und Rückschlüssen, die wir ziehen dürfen, wissen wir, wer seine geistigen Lehrer waren: Fergusson, Ramsay, Goldsmith, Thomson, Ossian, Shenstone, Pope, Addison, Sterne, Mackenzie u. a. Aufserdem wächst er ja auf unter den Augen der ländlichen Muse. Aber die ländliche Muse hat mit den Gedichten seiner ersten Ausgabe so gut wie nichts zu tun. Diese stehen vielmehr ganz unter dem Einflufs Fergussons und Ramsays, wie Burns ja selbst in seiner Vorrede bekennt. Fergusson ist aber kein Nachahmer der Volkspoesie. Auch Ramsay ist Kunstpoet, obwohl sich bei ihm Nachklänge der Volkspoesie finden. 'Rustic bard' nennt sich zwar Burns schon in seiner Kilmarnock-Ausgabe; allein als eigentlicher Volksdichter tritt er uns doch erst nach 1786 entgegen, hauptsächlich als Herausgeber von Johnsons Musical Museum; denn Burns ist ja der wirkliche Herausgeber. Dieses Museum ist heute noch die 'standard' schottische Liedersammlung. Mit seltenem Eifer und Begeisterung hat Burns für Johnson alte Lieder gesammelt, neu belebt, wo es ihm nötig schien, und selbst neue, echt volkstümliche Lieder geschaffen. Auch

'To Dr. Moore, 2. 8. 1787.

2 To Nicol, 18. 6. 87.

3 To Mrs. Dunlop, 12. 1. 95 (Ch. W., IV, 179).

4 To Clarinda, 14. 1. 88.

Works of B., ed. by Cunningham, 1842, p. 748.

an Thomsons Select Collection of Original Scotish Airs' war er Mitarbeiter, jener Sammlung, an der übrigens auch der grofse Beethoven beteiligt war, allerdings erst nach Burns' Tode. Die ganze nachEdinburghsche Periode steht also im Banne der Muse Euterpe.

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Den literarischen Einflüssen im einzelnen nachzugehen, war die Aufgabe der drei Schriften von Ritter, Molenaar und Meyerfeld. 1 Auf den ersten Blick möchte die Aufgabe leicht erscheinen. Sie ist aber nicht leicht. Es ist nämlich erstaunlich, wie viele Fäden in Burns zusammenlaufen. Nicht nur, dafs er mit der damaligen englischen Literatur gut vertraut war in seinen Briefen und Gedichten wimmelt es geradezu von Zitaten und Reminiszenzen kannte auch die schottisch englische Lyrik wie kein zweiter. Früher galt Burns als der typischste Naturdichter ohne Vorgänger, ein literarischer Melchisedek, sozusagen, ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlecht'. Heute hört man schon das gerade Gegenteil: he was,' sagt Henley, 'more largely dependent upon his exemplars than any great poet has ever been.'

Im folgenden gedenke ich nun Nachträge zu den bislang bekannten Burns-Quellen zu liefern, weitere Bausteine etwa für eine künftige variorum Ausgabe von Burns' Gedichten, wo das jetzt zerstreute Material von einem Malone gesammelt und, kritisch gesichtet, vollständig geboten wird; denn so verdienstvoll die Notes in Scott Douglas' und in Henley und Hendersons Ausgaben sind, so viel lassen sie doch zu wünschen übrig. Ich wende mich zuerst dem Gebiet der Lyrik zu.

Zu Burns' Lyrik.

Über die stofflichen wie formellen Anregungen und Einflüsse, die Burns von den englischen Schriftstellern erfahren hat, werden wir durch die genannten Schriften genau unterrichtet -- auf diesem abgemähten Felde bleibt nicht mehr viel übrig. Hingegen sind die Einflüsse der Kunst- und Volkslyrik seiner Heimat weder von Ritter noch von Meyerfeld noch von Molenaar eingehend behandelt worden. Ritter hat uns eine Untersuchung in Aussicht gestellt, die aber noch nicht erschienen ist. 3 Henley und Henderson liefern in ihren Anmerkungen recht wertvolles Material, ohne jedoch das Gebiet zu erschöpfen. Eine erschöpfende Behandlung wäre auch eine Aufgabe, die mit unendlichen Schwierigkeiten verbunden wäre. Denn es fehlt immer noch der Child, der Harmonie in das Chaos

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11. Quellenstudien zu Robert Burns (1773-1791) von Dr. Otto Ritter. Berlin 1901. (Palaestra XX.) 2. Robert Burns' Beziehungen zur Literatur von Dr. H. Molenaar. 1899. 3. Robert Burns. Studien zu seiner dichterischen Entwicklung von Dr. Max Meyerfeld. Berlin 1899.

' H. H., IV, 270.

3

Einige wichtige Quellennachweise bietet seine Habilitationsschrift, Halle 1903.

der britischen Volkslyrik brächte. Er wird auch noch lange auf sich warten lassen.

Meine Nachträge können also keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit machen, da mir das Quellenmaterial nicht vollständig zur Verfügung steht. Aber die Lieder- und Balladensammlungen von Ramsay, Herd, Watson, Durfey, Johnson, Chambers, Farmer, Chappell, Whitelaw, Maidment, Bell, Percy u. a., die eine achtenswerte, reiche Auswahl bieten, habe ich eifrig benützt und durchforscht. Das Forschungsgebiet war also begrenzt, und das hat auch vielleicht sein Gutes. Ich gehe auch nur darauf ein, was Henley und Henderson, Ritter und Dick nicht vermerkt haben, und beschränke mich auf Nachweise stofflicher Beeinflussungen und Beziehungen (ob direkt oder indirekt), nicht formeller und stilistischer.

Burns' Quellen sind, allgemein gesagt, die schottische Volkspoesie, für welche Herds Sammlung zahlreiche Beispiele liefert, und die schottisch-englische (weniger die rein englische) Kunstlyrik, für die Ramsays Tea Table Miscellany repräsentativ ist. Die grofse Mehrzahl von Burns Liedern findet sich verteilt auf die zwei Liedersammlungen von Johnson und Thomson. Für diesen schrieb Burns Salonpoesie, für Johnsons Musical Museum dagegen steuerte er viele (aber nicht nur) volkstümliche Lieder bei.

Wie eng verwandt Burns' Salonlieder mit der älteren Kunstlyrik sind, leuchtet jedem ein, der auch nur einmal Ramsays Miscel lany durchgeblättert hat. Meist handelt es sich da um amatorische Motive. Die Freuden und Leiden der Liebe werden besungen, die Sehnsucht, die Vorzüge, geistige und körperliche, der oder des Geliebten. Die Beneidenswerten gehen im Frühling oder Sommer spazieren, in Wald und Feld und Tal, wo die bunten Blumen blühen, unter Bäumen, am rauschenden Flufs; sie hören den Gesang der Lerchen, der Drossel, des Kuckucks, und das Auge sieht den Himmel offen. Aber es gibt auch Leiden des jungen Liebhabers. Die Angebetete ist nicht immer begütert, oder, was noch übler ist, sie hat ein hartes Herz. Was helfen da Lerchengesang und Naturschönheit? Alle diese und ähnliche Motive, mannigfach variiert, wie die Technik und das Versmafs der älteren Lieder, ihre typischen Reime (wie languish : anguish; charms: arms; love grove; treasure: pleasure usw.) und Namensbezeichnungen wie Chloe, Chloris, Phillis, Peggy, Jenny etc. finden wir in den Dichtungen des Ayrshire-Pflügers wieder.

Die englische Kunstlyrik ist nicht Burns' eigentliches Element. 'In Scots verse' dagegen, so schreibt er selbst, 'there I always find myself more at home'. 2 Seine glücklichsten Lieder sind denn auch die im echt volkstümlichen Tone und im 'Scots vernacular' gedichteten.

Das MS ist neu herausgegeben von Hans Hecht. ? To Thomson, 1793, Sc. Douglas, III, 139 40.

Über Burns' Beziehungen zu der älteren Volkslyrik verweise ich um Wiederholungen zu vermeiden auf die trefflichen allgemeinen Bemerkungen Henleys in seinem klassischen Aufsatz über Burns' life, genius and achievement (H. H., IV, 321 ff.).

In ihren Anmerkungen zu den einzelnen Liedern haben Henley und Henderson zahlreiche wertvolle Quellennachweise geliefert. Meine Absicht ist, diese zu ergänzen (soweit es nicht schon Ritter und Dick getan haben).

Zuerst gehe ich auf folgenden Satz Henleys (IV, p. 331) ein: 'He had no suggestions, it seems (but I would not like to swear), no catch words, no lyrical material for Tam Glen, and Of a' the Airts, for Willie Brewed, and The Banks of Doon, for Last May a Braw Wooer, and O, Wert Thou in the Cauld Blast and Mary Morrison to name no more.'

Es ist in der Tat gut, dafs Henley keinen Eid genommen hat. Denn für die meisten, wenn nicht für alle genannten Lieder lassen sich 'suggestions' und lyrical material' nachweisen. Tam Glen's Quelle kenne ich zwar nicht; aber das Lied ist doch mit Auld Rob Morris (T. T. Misc. ed. 1876, I, 59) stammes verwandt. Was Of a' the Airts betrifft, so freue ich mich, meine Vermutung bei Ritter bestätigt zu finden, dafs Sally in our Alley ( Von allen den Mädchen) Burns angeregt habe. Zu Willie Brewed a Peck o' Maut hat Dick (p. 441) auf Here's a health hingewiesen. Die zweite Strophe mit ihren 'three merry boys' steht in Beziehung zu einem Liede, das schon Shakespeare zitiert hat. Mit 'Willie brew'd a peck o' maut' vergleiche auch folgenden Vers: 'I hae brewn three pickles o' maut' (s. Herd, ed. 1869, II, 225). Über The Banks of Doon und Mary Morrison ist jetzt Ritter zu vergleichen (s. auch unten p. 65). Für das reizende Last May a Braw Wooer gibt es wohl keine direkte Quelle; aber gewisse Verwandtschaft mit For the Love of Jean (T. T. M. I, 72) ist gewifs vorhanden. Ähnlich können auch Parallelstellen zu O wert thou in the Cauld Blast zitiert werden (T. T. M. II, 231, s. H. H. III, 247 und Ritter 14).

Es fällt also wirklich schwer, Lieder zu nennen, die völlig originell sind. Dafs die dichterischen Einflüsse immer unter der Schwelle des Bewusstseins geblieben wären, wage ich keineswegs zu behaupten. Sehr oft, darüber habe ich gar keinen Zweifel, hat Burns frühere Gedichte bewusst nachgeahmt, oder besser gesagt: 'has had in his eye... with a view to kindle at their flame' das sind Burns' eigene Worte, die ich schon zitiert habe.

I.

Farewell, thou Stream.

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Farewell, thou Stream enthält deutliche Reminiszenzen an fünf verschiedene Lieder. Ausgegangen ist Burns von Ramsays

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